T-Mobile hofft auf Vieltelefonierer

Die Deutsche Telekom will ihre Kunden wiedergewinnen und setzt dabei auf transparente Pauschaltarife

FRANKFURT taz ■ Im ersten Halbjahr rund eine Million Anschlüsse verloren, die Wachstumsprognose nach unten korrigiert – die Deutsche Telekom und ihr Vorstandschef Kai-Uwe Ricke müssen etwas tun, um den Abwärtstrend zu stoppen. Helfen soll dabei T-Mobile-Chef René Obermann mit „attraktiven Preisangeboten“ für Festnetz- und Handy-Dauertelefonierer.

Diese basieren auf der Analyse, dass die Kunden, die der Telekom den Rücken gekehrt haben, nicht nur zu den Billiganbietern gewechselt sind, sondern auch zu Konkurrenzfirmen mit transparenten Pauschaltarifen wie etwa „Base“ von E-Plus. Ab September nun können Telefonkunden netzübergreifend für weniger als zehn Cent pro Minute telefonieren: Für 59 Euro monatlich ohne Handy bekommen sie 1.000 Gesprächsminuten. Wer die voll ausschöpft, kommt auf einen Minutentarif von knapp 6 Cent. Der derzeitige Durchschnittspreis in Deutschland liegt bei 22 Cent. Zudem bietet die Telekom für 35 Euro einen Pauschaltarif an, mit dem die Nutzer unbegrenzt sowohl ins Festnetz als auch in das T-Mobile-Netz telefonieren können.

Darüber hinaus will das Unternehmen in dieser Woche auch auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin punkten. Dort stellt die Telekom ein Multimediatelefon vor, mit dem Musik aus dem Internet heruntergeladen und verwaltet werden kann. „Mit reiner Sprachtelefoniererei wird künftig immer weniger Geld zu verdienen sein“, sagte Telekom-Innovationsvorstand Bernd Kolb.

Branchenkenner am Börsenstandort Frankfurt werfen der Telekom vor, „reichlich spät“ auf die Herausforderungen durch die Konkurrenz reagiert zu haben. Und gescholten wird der Konzernvorstand. Von ernsthaften Turbulenzen könne allerdings „keine Rede“ sein, weist Obermann die Vorwürfe im Nachrichtenmagazin Focus zurück: „Ein Konzern, der ein Nettoergebnis von über zwei Milliarden Euro erzielt hat, befindet sich nicht in einer existenziellen Krise.“ Deshalb seien Forderungen nach personellen Konsequenzen auch „komplett überflüssig“. Ob die Telekom mit den neuen Tarifen tatsächlich verloren gegangenes Terrain wettmachen kann, muss sich jetzt erweisen. In der Branche wird mit Dumpingpreisen weiter um jeden Kunden gekämpft werden – zum Nutzen der Verbraucher.

Klaus-Peter Klingelschmitt