Deutsche Bank behandelt Frauen schlecht

Exangestellte erhebt Klage gegen das Finanzinstitut wegen Diskriminierung. Sie wurde schlechter bezahlt als männliche Kollegen. Zudem nervten sie die Arbeitsgespräche in Stripteaselokalen. Offiziell gibt sich die Bank indes frauenfreundlich

VON ANNETTE JENSEN

Der Deutschen Bank droht jetzt ein teures Gerichtsverfahren wegen Diskriminierung. Vergangene Woche bekam das Geldhaus in New York Post von der US-amerikanische Gleichstellungsbehörde. Der Vorwurf: Die Bank hat die Australierin Leigh Short schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Dem Schreiben beigefügt waren Unterlagen, die die Aussagen der Frau belegen sollen.

Short war von 2001 bis 2004 bei der Deutschen Bank im Wertpapierhandel beschäftigt und machte offenbar für ihren Arbeitgeber sehr gute Geschäfte. Sie bekam dafür aber einen wesentlich geringeren Bonus als ihre männlichen Kollegen. Andere Frauen, die in der Asien- und Australienabteilung der Deutschen Bank in New York gearbeitet haben, erheben ähnliche Vorwürfe.

In einer von Short vergangenes Jahr selbst eingereichten Klage heißt es zudem, dass in der Bank eine „Kultur der Diskriminierung“ herrsche. Ihre männlichen Kollegen tummelten sich häufiger zu informellen Sitzungen in Stripteaselokalen und ließen sich in Arbeitspausen von Prostituierten verwöhnen.

Das scheint an der Wall Street öfter üblich zu sein. Gegenwärtig läuft ebenfalls eine Klage von mehreren Angestellten der Allianz-Tochter Dresdner Kleinwort, die Ähnliches berichten. Die Anwälte von Kleinwort hatten vergeblich versucht, diese Darstellung aus den Gerichtsunterlagen tilgen zu lassen.

Nun stellt die US-Gleichstellungsbehörde die Deutsche Bank vor die Alternative: Entweder sie akzeptiert eine außergerichtliche Schlichtung oder muss vor den Kadi. Das kann in jedem Fall teuer werden: Vor zwei Jahren erklärte sich die Investmentbank Morgan Stanley bereit, 54 Millionen Dollar wegen sexueller Diskriminierung an ehemalige Beschäftigte zu zahlen, um einer Anklage zu entgehen.

Gegen die New Yorker Börse läuft indes ein Gerichtsverfahren. Zwei Exangestellte fordern 32 Millionen Dollar Schadenersatz für Benachteiligung durch sexuelle Diskriminierung.

Der Sprecher der Deutschen Bank wollte sich gestern kein Wort zu viel über den aktuellen Fall entlocken lassen. „Das kommentieren wir gar nicht“, sagte Patrik Fischer und versicherte dann noch: „Wir tolerieren jegliche Form der Diskriminierung gar nicht.“

Seit Jahren bemüht sich die Deutsche Bank, in der Öffentlichkeit ihr Image loszuwerden, in den oberen Etagen eine reine Männerdomäne zu sein. Laut Personal-Sozialbericht sitzen inzwischen etwa 12,1 Prozent Frauen in den Führungsetagen – und damit wesentlich mehr als noch vor ein paar Jahren.

Außerdem veranstaltet die Deutsche Bank seit Jahren in Frankfurt, London und New York Frauenkongresse, bei denen sie sich als führendes Unternehmen in puncto Frauenförderung und Antidiskriminierung darstellt. Wir sind die „Speerspitze der Anstrengung für die Förderung von Karriere- und Berufschancen für Frauen in der Finanzindustrie“ heißt es in der Einladung zur aktuellen US-Veranstaltung im Oktober.

Dass die Realität offenbar häufig anders aussieht, stellte erst Anfang August ein Londoner Gericht fest. Es verurteilte die Deutsche Bank zu einer Entschädigungszahlung von 1,2 Millionen Euro an eine 36-jährige Bankerin. Sie hatte sich immer wieder vergeblich bei ihrem Vorgesetzten über das Mobbing von einigen Kolleginnen beschwert und schließlich zwei Nervenzusammenbrüche erlitten. Auf die kompromisslose Schuldabwehr der Bank reagierte der Richter mit dem Satz: „Sie haben bis zum Schluss gekämpft. Sie haben verloren. Jetzt müssen sie den Preis zahlen.“