Dem Asbest auf der Spur

GESUNDHEIT Nach Asbest in Bremer Gebäuden fragen die Grünen den Senat. Asbest sei weit verbreitet, sagt das Umweltinstitut – aber kaum zu überblicken

„Wir finden regelmäßig Asbest“

Yvonne Kranz, Bremer Umweltinstitut

In Dacheindeckungen, Balkonbrüstungen, Blumenkästen oder Fußbelägen – überall kann Asbest lauern. Wie stark Bremer Gebäude belastet sind, wollen daher die Grünen wissen. Mit einer großen Anfrage hat sich die Fraktion nun der „tödlichen Gefahr“ angenommen. Ob die BürgerInnen überhaupt genügend über das „todbringende Material“ aufgeklärt werden, fragen sie, ob das Asbest in Bremen umfassend verzeichnet ist und auch: Ob Handwerks-Betriebe überhaupt noch wissen, wie sie den giftigen Stoff handhaben und entsorgen sollen.

„Die Sensibilität für die gesundheitliche Gefährdung durch Asbest hat in den vergangenen Jahren leider nachgelassen“, erklärte die Grünen-Abgeordnete Silvia Schön. Eine einzige eingeatmete Asbestfaser könne ausreichen, in der Folge an lebensbedrohlicher Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs zu erkranken. „Die Menschen haben ein Recht darauf, zu wissen, ob ihre Gesundheit gefährdet ist“, so Schön.

Recht nüchtern betrachtet man das Thema bei Bremer Umweltinstitut. Dort nimmt man sowohl in privatem, als auch im öffentlichem Auftrag Proben, wertet sie aus und gibt Empfehlungen ab: „Wir finden regelmäßig Asbest, das ist nach wie vor ein großes Thema“, so Yvonne Kranz, Architektin beim Bremer Umweltinstitut. „Wenn die festgebundenen Produkte nicht bearbeitet werden, besteht in der Regel keine Gefahr“, so Kranz. Schwierig sei es, wenn das Asbest-Produkt etwa beim Heimwerkern angebohrt oder zersägt werde. Problematischer sind die schwach-gebundenen Produkte, bei dem sich der schädliche Stoff schneller ablöst: Denn Asbest wurde nicht nur als Brandschutz verbaut, sondern auch in anderen Baustoffen, etwas Mörtelmasse, um sie damit verarbeitbarer zu machen.

Wenn Asbest-Putz an den Wand-Oberflächen abgerieben wird, dann können sich Fasern lösen und damit schädigend sein. Sich einen umfassenden Überblick über Asbestvorkommen in Bremen zu verschaffen, hält Kranz allerdings für schwierig: Mitte der 1990er-Jahre sind die letzten Produkte verboten worden, in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde Asbest viel verbaut. „Viele Besitzer wissen heute oft nicht mehr, was in ihrem Haus steckt“, so Kranz.

Um dieses Unwissen geht es auch den Grünen. Bei Sanierungen sei das häufig weder Handwerksbetrieben noch Heimwerken bekannt.

Generell müssen Betriebe, die in der Asbest-Sanierung tätig sind, geschult sein und eine Prüfung ablegen. Die Handwerkskammer berät in diesen Fragen, deren Präses aber gab bis Redaktionsschluss kein offizielles Statement ab.

In Bremen erkrankten auf Grund seiner Geschichte als Industrie- und Werftenstandort besonders viele ArbeitnehmerInnen an den Folgen von Asbest. Seit 2011 gibt es ein spezielles Beratungsangebot in der Arbeitnehmerkammer.  JPB