leserinnenbriefe
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Bedeutender deutscher Bildhauer

■ betr.: „Lockere Väter des Sozialismus“, taz vom 8. 9. 10

Mindestens zweimal wurde in den vergangenen Tagen ausführlich über die Standortänderung des Marx-Engels-Denkmals berichtet, aber nicht einmal wurde sein Schöpfer, der Bildhauer Werner Stötzer, erwähnt. Stötzer gehörte zu den produktivsten und innovativsten Künstlern der DDR, auch nach der Wende. Er war ein außergewöhnlicher vielseitiger, dem Leben zugewandter Mensch. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen, Parks, Galerien und in Privatbesitz zu finden, auf dem Domplatz von Würzburg, über Brandenburg bis auf Usedom. In diesem Sommer ist er leider verstorben. Er wurde nicht nur von Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste, als einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer gewürdigt, sondern auch in vielen Medienberichten. Die Bücher und Kataloge über ihn und seine eigenen Bücher und Schriften füllen Regale – auch der taz sollte er eine Erwähnung wert sein. ANGELIKA KEUNE, Berlin

Appetit auf Suppe vergällt

■ betr.: „Die Suppe als politischer Magnet“, taz vom 6. 9. 10

Der Bericht ist sehr gut und unser Eindruck als Ergänzung zu sehen. Als wir gegen 14 Uhr dort im Samariter-Kiez eintrafen, waren die meisten Beteiligten noch mit dem Aufbau beschäftigt, obwohl 12 Uhr angesagt war. Gut, ist man in Berlin längst gewohnt. Was uns aber den Appetit an der Suppe völlig vergällt hatte, war die „Häufung“ von Hundescheiße. Die Hundedichte war exorbitant hoch. Nun gibt es ja verschiedene Gründe, warum Menschen Hunde haben, ältere Menschen auch u. a. wegen ihrer Einsamkeit, die sich dann mit den kleineren Hunden begnügen. Aber die Mehrzahl der Hundehalter auf dem Suppenfest waren junge Menschen, die doch im Kiez eine gute nachbarschaftliche Gemeinschaft pflegen sollten und diese Tiere eigentlich nicht halten müssen. Ist das eine Modeerscheinung? Verstärkte Tierliebe? Oder welche Erklärung gibt es? Von Kiezpflege kann ja nun nicht die Rede sein, sonst wären uns die Berge von Scheiße nicht aufgefallen. PETER TRENN, Berlin

„Halb offen“ oder „geschlossen“

■ betr.: „Wir sind ein Krankenhaus und kein Gefängnis“,taz vom 6. 9. 10

A. Heinz, Chefarzt der Psychiatrie der Charité, versucht die Geschlossenen seines Irrenhauses zu verleugnen. Er übertrifft damit den gängigen Psychiaterjargon, in dem heute oft beschönigend von „halboffener Station“ gesprochen wird, wenn eine von den Schließern jederzeit abschließbare und damit zur „Geschlossenen“ machbare psychiatrische Gefängnisstation gemeint ist. Tatsache ist, dass seit Inkrafttreten des neuen Patientenverfügungsgesetzes mit entsprechender Verfügung eine Zwangsbehandlung in jedem Fall illegal und zur Körperverletzung wird. Psychiatrien werden bei unterbleibender „Behandlung“, ihrer „Heilungs“-Tarnung beraubt, offensichtlich zu reinen Gefängnisanstalten. ROMAN BREIER, Psychiatrie-Erfahrener