LESERINNENBRIEFE
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Die gute Kiezschule

■ betr.: „Ein Juwel der Berliner Schullandschaft“, Leserinnenbrief in der taz vom 1. 3. 14

Wie schön, dass die für den Artikel über die „Helikopter-Eltern“ befragte Initiatorin einer Kiez-Elterngruppe sich jetzt beschwert, falsch wahrgenommen worden zu sein und noch mal schnell die „engagierten LehrerInnen“, die „tollen Kinder“ und die „gute Pädagogik“ lobt. Danke. Dabei genügte doch ihr „mal von innen anschauen“ – wenn auch erst nach erhaltener Ablehnung von der Privatschule –, um zu erkennen, dass auch eine Kiezschule eine gute Schule ist!

Noch schöner ist, dass dabei das eigentliche Problem deutlich wird, nämlich Eltern, die, wenn das eigene Kind schulpflichtig wird, meinen, ihre persönliche Bewertung von Schule und Schulleben sei die einzig richtige, und davon müssen nicht nur alle erfahren, sondern dem hat auch die unverzügliche Einsicht der auserwählten Schule, der LehrerInnen und der anderen Eltern zu folgen. Welcher Herkunft die anderen Eltern und deren Kinder sind, ist dabei gar nicht das Hauptproblem. Vielleicht muss man es mal deutlich formulieren: Schule lebt – und nicht erst, wenn du mit deinem Kind kommst. Es ist prima, sich zu engagieren – deine Meinung ist wichtig, deine Ansichten interessant, du hast ein Recht darauf, gehört zu werden. Aber: Bevor du redest, streitest und eigene Initiativen gründest, sieh dir an, was du vorfindest – und reflektiere deine Erwartungen!

Schule braucht keine Eltern, die sie mal eben aus der hohlen Hand verändern wollen – und zwar nur für den Anwesenheitszeitraum und so häufig auch nur für das eigene Kind. Sie braucht Eltern, die mit ihr zusammen an gemeinsamen Zielen arbeiten, im Interesse aller Kinder und aller Beteiligten. CORNELIA WESTPHAL, Berlin

Angriff auf die Hochschulen

■ betr.: „Transparenz versus Haushalt“, taz vom 15. 1. 14

Die Kölner DuMont-Presse gibt seit Wochen auf Seite 1 dem „Schulterschluss von Hochschulen mit Industrie und Wirtschaft“ – so der Vorsitzende der Hochschulräte NRW in einem offenen Brief Anfang Januar – Raum und positioniert sich in einem inszenierten Machtkampf gegen einen schwachbrüstigen rot-grünen Entwurf zu einem NRW- „Hochschulzukunftsgesetz“ (HZG) als „Entmündigung der Hochschulen“. Sie versucht damit das von Bertelsmann und Pinkwart-FDP vor sieben Jahren als Blaupause für eine bundesweite Ökonomisierung und Neoliberalisierung der Hochschulen durchgesetzte NRW-„Hochschulfreiheitsgesetz“ (HFG) gegen jegliche Kritik und Novellierung medial abzuschirmen.

Dagegen beschränkt sich die taz bisher auf einen landespolitisch akzentuierten Artikel vom 15. Januar auf S. 7, in dem lediglich die Positionen von Hochschulleitungen, wenn auch leicht ironisiert, dargestellt werden. Weder die konzertierte Aktion der Hochschulleitungen und Wirtschaftsverbände noch das HFG oder das damit an den Hochschulen implantierte strategische New Public Management Bertelsmanns werden als Kontext erwähnt. Es erfolgt keine Differenzierung von Hochschulleitungen und Universitätsangehörigen: Längst vorliegende Stellungnahmen von Studierenden wie aus dem AK Zivilklausel Köln, von der Landespersonalrätekonferenz NRW der wissenschaftlich Beschäftigten oder des DGB NRW werden nicht zu einer diskursiven Darstellung aufgegriffen.

Politisch-historische Dimension und bundesweite Bedeutung wie Auswirkungen der Kampagne sind für die Leserschaft nicht einmal im Ansatz erkennbar. Bitte aufwachen! JÜRGEN MÜNCH, Köln

Die üblichen Hürden – schade

■ betr.: „Ein neues Haus für die taz“, taz vom 1./2. 3. 14

Schade, dass auch ihr auf dem Weg zum Entwurf für euer neues Haus nur die üblichen Hürden kennt. Mit den Auswahlkriterien schließt ihr einen sehr großen Teil der interessanten Architekten aus. Durch den Ausschluss aller, die knapp über vierzig sind, aber noch nicht zwei mal fünf Millionen verbaut haben (so wie es bei uns der Fall ist), verschließt ihr gerade denjenigen den Weg zur Teilnahme, die vielleicht schon etwas länger über unkonventionelle neue Wege in der Architektur brüten. Die meisten ArchitektInnen, die noch Zeit als AssistentInnen an den Hochschulen verbracht haben, können dies Kriterium nicht erfüllen, haben aber sehr viel Entwurfserfahrung.

Warum wählt ihr nicht ein offenes Verfahren wie in Weimar für das neue Bauhaus-Museum. Erst einen niederschwelligen Ideenwettbewerb, aus dem dann anonym die TeilnehmerInnen des Realisierungswettbewerbs ausgewählt werden. Die langweiligen Großbüros müssen sich etwas mehr anstrengen und ihr habt nicht den Huddel mit der rechtssicheren Teilnehmerauswahl. Einziger Mehraufwand ist, dass die Jury zweimal zusammenkommen muss – was eher ein Vorteil ist, da sich die JurorInnen nun etwas tiefer mit der Materie beschäftigen müssen. FLORIAN KIRFEL, Bedheim

Mehr Respekt vor Gauck, bitte

■ betr.: „Das wäre nicht nötig gewesen“, taz vom 28. 2. 14

Sie machen mit einem extragroßen Porträtfoto von Bundespräsident Gauck und der Unterschrift auf, dass er der Nutznießer der Wulff-Affäre sei. Aber Nutznießer aus der Tatsache, dass er sich für das Amt, um das sich kaum einer reißt, zur Verfügung gestellt hat, sind die Bürger der BRD. Gauck als Bundespräsident und seine Äußerungen müssen nicht allen und jedem gefallen, aber das Amt und die Person dahinter verdienen auch in der taz mehr Respekt. Die Medien sind häufig nicht sehr hilfreich, den Bundespräsidenten bei der Erfüllung seiner Aufgaben, der von der Verfassung enge Grenzen gesetzt sind, zu unterstützen. DIRK BRAUN, Tangstedt