Zwanziger zaudert

DFB-Präsident Theo Zwanziger stellt Pläne für eine dritte Bundesliga in Frage und erntet Kritik von NRW-Clubs

Eigentlich war alles klar. 2008 sollte sie beginnen: die neue dritte Bundesliga. Eine professionelle Spielklasse, die an die Stelle der zweigleisigen Regionalliga treten sollte (taz berichtete). Doch ausgerechnet DFB-Präsident Theo Zwanziger schließt einen Reformstopp eine Woche vor der Entscheidung auf einem DFB-Bundestag in Frankfurt nicht mehr aus: „Es ist nicht so, dass der Fußball unterginge, wenn wir bei einer zweigleisigen dritten Liga bleiben würden.“ Man müsse überlegen, ob das „Modell der zweigeteilten Regionalliga nicht doch das Beste ist“, so der oberste Fußballfunktionär.

Die bisherigen NRW-Regionalligavereine reagieren enttäuscht auf den zaudernden Zwanziger. Mit den Plänen für eine Drittliga verbanden sich Hoffnungen auf einen sportlichen und wirtschaftlichen Aufschwung – TV-Sender hatten bereits Interesse an den Drittligarechten bekundet. „Was auf dem Tisch lag, war doch ein wunderbarer Kompromiss“, so Paul Jäger, Geschäftsführer von Fortuna Düsseldorf. Es dürfe nicht alles beim Alten bleiben, fordert er.

Hinter vorgehaltener Hand werfen Clubvertreter aus dem Westen dem Verbandschef Führungsschwäche vor: „Der Zwanziger scheut den Konflikt mit den großen Proficlubs.“ Der DFB-Boss habe Angst vor den Reformgegnern wie dem FC Bayern München. Der Branchenführer ist gegen eine dritte Profiliga, weil in der neuen Spielklasse nicht mehr die zweiten Mannschaften der Erstligisten mitspielen dürften. Angeblich hat Hermann Gerland, Ex-VfL-Bochum-Profi und heute Trainer der Bayern-Amateure in der Regionalliga Süd, seine Clubbosse gegen die Ligareform auf die Barrikaden geschickt, weil er um die Nachwuchsförderung bangt.

Was die Bayern und andere machen, sei „purer Egozentrismus“, sagt Rolf Hempelmann, Präsident von Rot-Weiss Essen. Der Revierverein spielt derzeit in der zweiten Liga, ist aber dennoch für eine „dritte, reine Profiliga ohne Amateur- und Zweitvertretungen“, so der SPD-Bundestagsabgeordnete zur taz.

Das DFB-Geschacher um die Ligastruktur ist nicht neu. 1963 war die erste Bundesliga gegründet worden, 1974 folgte die zweite Liga – jeweils nach zähen Verhandlungen zwischen Verband und Fußballvereinen. Nun tobt erneut ein Kleinkrieg. Ein möglicher Kompromiss beim DFB-Bundestag am 8. September: eine dritte Liga mit 20 Vereinen – und maximal zwei Reserveteams eines Bundesligaclubs.

„Der DFB hinkt anderen europäischen Ländern hinterher“, sagt der Dortmunder Soziologe und Fußballforscher Uwe Wilkesmann. De Facto sei die jetzige dritte Liga, die Regionalliga, nie eine reine Amateurklasse gewesen. In England etwa gibt es eine dritte Profiliga schon seit 1920.

MARTIN TEIGELER