sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird im Frauenzentrum Schokofabrik (Naunynstraße 72, 19 Uhr) ein multimedialer Vortrag über mutige und provokante Frauen gehalten werden: Johanna Elberskirchen, Theo Anna Sprüngli und Emma Trosse, die vor über hundert Jahren wichtige Beiträge zur homosexuellen Emanzipation leisteten. Doch die Politikwissenschaftlerin Christiane Leidinger wird es nicht beim Lob belassen – die für viele Aufklärer_innen dieser Zeit typischen Positionen zu Klassenherrschaft, „Rassenhygiene“ und Kolonialismus werden auch thematisiert. Denkmäler zu errichten für Leute, deren Lack man hernach ankratzt, das ist gute alte Kritikschule, vorbildlich! Wie beim Frauenzentrum üblich: Die Veranstaltung richtet sich an Frauen. Harald Martenstein, der ja gegen alles, was in Kreuzberg nach Feminismus reicht, anschreibt, darf sich diskriminiert fühlen.

Am Samstag dann, am Internationalen Frauenkampftag, wird im Circus Schatzinsel (May-Ayim-Ufer 4, 19 Uhr) eine „Feminist-International Circus Show“ stattfinden: Der Circus Tentabulles, den es seit nunmehr zehn Jahren gibt, wird eine sehr spezielle Show aufbieten. Und auch hier gilt: Männer bleiben draußen. Der bemitleidenswerte Harald Martenstein darf sich demzufolge schon wieder diskriminiert fühlen, dieses Kreuzberg ist aber echt ein hartes Pflaster, auf dem Genderkrieger_innen arme Würste aus Heteroland attackieren? – Weiß Harald Martenstein überhaupt, wo Kreuzberg liegt?

Am Montag wird im New Yorck (Mariannenstraße 2, 20 Uhr) ein brandaktuelles Thema aufgegriffen, das angesichts der Ereignisse in der Ukraine etwas aus dem Fokus geraten ist: die sozialen Aufstände in Bosnien und Herzegowina in den letzten Wochen. „Der Ausbruch der Revolte vom 5. Februar 2014 und die übergreifenden Proteste im ganzen Land sowie die daraus entwickelte Selbstorganisierung durch öffentliche Plena werden anhand von Fotos und Videoausschnitten nacherzählt“, verkünden die Veranstalter_innen.

Am Mittwoch schließlich wird am selben Ort (19 Uhr) über den Spitzel Ralf Gross gesprochen, der in Braunschweig „Zusammenhänge infiltriert hat“. Wie und warum genau er dies getan hat, soll in dieser Veranstaltung geklärt werden. Offenkundig jedenfalls hat der Staatsschutz immer noch sehr großen Bedarf, die Linke zu gängeln, und das, obschon er sich ja in Sachen Rechtsextremismus mit Dutzenden Spitzeln stets nur blamiert hat. Oder hält der Geheimdienst seinen Auftritt bei den Nazis vielleicht doch für gelungen?

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