Frauenkampftag

FEMINISMUS Das Angebot an Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag ist groß. Es gibt schließlich immer noch genug zu tun. Und offene Fragen: Wie steht es etwa mit der Neudefinition von Geschlechterrollen?

Revolten waren immer schon mit Frauenbildern verknüpft, um bestimmte Freiheitsbotschaften zu transportieren

VON ANTONIA HERRSCHER

„Die bürgerliche Frauenbewegung ist nicht Vorkämpferin, Interessenvertreterin aller befreiungssehnsüchtigen Frauen. Sie ist und bleibt bürgerliche Klassenbewegung“, so Clara Zetkin, die mit einer Gruppe von Sozialistinnen im August 1910 auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen einen jährlichen Internationalen Frauentag vorgeschlagen hatte. Und formulierte damit, dass die Lage der Frauen eine gesamtgesellschaftliche Frage ist. Politisch.

Der erste Frauentag wurde 1911 im Anschluss an den 18. März – dem Gedenktag für die Gefallenen der 1848er Märzrevolution – und im Gedenken an die Pariser Kommune begangen. Nachdem am 8. März 1917 in Sankt Petersburg Arbeiter-, Soldaten- und Bauernfrauen der armen Stadtviertel gegen die kriegsbedingten Missstände, Armut und Hunger demonstriert und damit die Februarrevolution ausgelöst hatten, wurde dieser Tag dann für die KommunistInnen der Weimarer Republik zum offiziellen Feiertag und Symbol einer (weiblichen) internationalen Friedens- und Demokratiebewegung.

Was repräsentiert Weiblichkeit heute noch?

Durch die Nationalsozialisten 1933–45 verboten, in der DDR gepflegt, in der BRD fast vergessen, wurde der 8. März nach der Wende in Deutschland wieder zu einem populären Gedenktag, dem sich die Medien alljährlich auch mit der Frage widmen: Brauchen wir den eigentlich noch?

Diese Frage ist nicht zu beantworten. Brauchen wir den 1. Mai? Weihnachten? Den Weltgesundheitstag? Nein. Aber es ist ein Anlass, etwas zu tun. Und wie immer stellt sich vor allem die Frage: was? In dieser Frage steckt der eigentliche Konflikt: Braucht es eine weibliche Perspektive auf Menschenrechte? Nehmen wir die Situation von Frauen anderer (diskriminierender) Gesellschaften in den Fokus oder fangen bei uns selbst an? Lassen sich feministische Forderungen verallgemeinern oder sind sie im Kontext zu sehen?

Und überhaupt: Wie steht es mit der Neudefinition von Geschlechterrollen – auch im Zuge der medialen Neuerungen der letzten zwei Jahrzehnte? Was repräsentiert Weiblichkeit heute noch? Was bedeutet Weiblichkeit für die Revolte?

Die Kulturwissenschaftlerin und Gender-Theoretikerin Christina von Braun etwa schreibt über die Rolle des weiblichen Körpers in der Moderne, dass in ihm „das Problem oder das Rätsel“ eine wichtige Rolle spiele. Die Frau verkörpere einerseits die „Homogenität, die Einheit und Ganzheit des Gemeinschaftskörpers“, etwa als „Nationalallegorie oder als weibliche Masse“. Andererseits repräsentiere sie aber auch das Andere, Fremde, das Ausgeschlossene: „Eine Uhr, die nicht richtig tickt“.

Die Macher der Ausstellung „Die Frauen der APO – die weibliche Seite von 68“ mit Fotografien von Ruth E. Westerwelle im Willy-Brand-Haus kündigen leider ziemlich kleinlaut an: „[…] Es waren auch viele Frauen, die die Bewegung trugen“. In der anschließenden Podiumsdiskussion könnte man sich aber fragen, mit welchen Frauenbildern Revolten schon immer verknüpft waren, um bestimmte Freiheitsbotschaften zu transportieren – man denke nur an das Bild der barbusigen Marianne im Bild „Die Freiheit führt das Volk“ von Eugène Delacroix, das wie kein anderes die Französische Revolution verkörpert. Oder an die Debatte, die die ägyptische Bloggerin Aliaa Magda Elmahdy auslöste, als sie mit ihren Nacktfotos für Meinungsfreiheit demonstrierte und ihren Körper damit politisierte. Ähnlich wie die in der Ukraine gegründete feministische Gruppe Femen. Das wäre hochaktuell.

Doch ebenso im Manne spiegelt sich die Frau im Film „Die Frau des Polizisten“ im Delphi Filmpalast (8. März, 11 Uhr) oder die Theaterperformance „Picassos Frauen“ (www.picassos-frauen.de), in der „die Musen des Meisters auf die Bühne zurückkehren“. Überzeugender ist dann doch das Schöneberger Projekt „Frauenmärz“ mit Lesungen, Performance, Tanz und Kabarett an unterschiedlichen Orten (www.frauenmaerz.de), zu dem das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg einen Monat lang Künstlerinnen geladen hat.

Politisch selbstbewusster ist es im Ostteil der Stadt beim Pankower Frauenmärz (7.–17. 3.) mit „Traditionellem Spaghetti-Essen“ und einem „Rassismuskritischen Blick auf die Geschichte und Traditionen des Internationalen Frauen/Kampf/Tages“. Und die Linksjugend ruft am 8. März zur bundesweiten Demo „Frauen und Männer gegen jede Form der geschlechtsspezifischen Benachteiligung“ auf (www.frauenkampftag2014.de). Treffpunkt Gesundbrunnen, 13 Uhr. Danach könnte man tanzen gehen. Das SO36 in der Oranienstraße (so36.de) feiert ab 21 Uhr die „Party zum 8. März“. Wer es kerliger mag: In der Rumbalotte (www.rumbalotte-continua.de), Metzer Straße, gibt’s ab 21 Uhr den „Internationalen Frauentagstanz“ – mit DJ Nordpolzigeuner.