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: Grübeln statt lesen

Eigentlich sind Büchereien ja etwas Feines. Maß- und beinahe kostenlos kann der Bibliomane sich in ihnen bedienen. Ratsam ist es übrigens, vor dem Gang in den Buchladen eine Bibliothek aufzusuchen – das spart möglicherweise beträchtlich Geld; das aber nur nebenbei. Dass man die 20 jeweils erbeuteten Bücher innerhalb der Leihfrist nicht wird lesen können, das ist klar. Aber: Den Süchtigen schreckt es nicht. Die Auswahl zu haben und aus der Fülle zu schöpfen können, darin liegt die Lust des wahren Freaks.

Schwierig wird es, wenn man sich in Sachen Rückgabe zu verheddern beginnt. Sicher: Stets hatte man eines jener gestempelten Datums-Kärtchen mit nach Hause genommen und an sicherem Ort verstaut. Eigentlich ein tragfähiges Konzept, triebe es den Bücherfreund nicht – noch vor Beginn der Lektüre – erneut in die Bücherei. Die nunmehr entliehenen Bände wären also exakt eine Woche später zurückzugeben als die vorigen. Überdies wurden einige davon in einer anderen Bücherhallen-Zweigstelle erbeutet, was die Übersicht nicht vergrößert.

So findet sich der Buchfreund rasch einigermaßen verwirrt wieder über die Frage, welches Buch nun wann wohin zurückzubringen ist. Ein Problem, umso ärgerlicher, weil er die daran vergebene Zeit doch eigentlich der Lektüre hätte dienen können. Der Bücherhallengänger wird die entliehenen Bände doch nicht etwa ungelesen – und kostenpflichtig verspätet – zurücktragen müssen? PETRA SCHELLEN