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: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Die Zauberflöte“ (Om.engl.U) 1. 9.–2. 9. im Zeughauskino

Eine seltsame Entscheidung war das schon: mitten im Zeitalter von Punk und New Wave das Hippie-Broadway-Musical „Hair“ (1978) zu verfilmen. Gerade hatte sich jeder, der auch nur entfernt den Anspruch auf eine gewisse „Coolness“ erhob, einen modischen Kurzhaarschnitt verpassen lassen, da erzählte Milos Forman plötzlich eine Geschichte, in der lange Haare wie ein religiöser Kult gepflegt werden, LSD-Trips als Hostienersatz herhalten und der Protest gegen den Vietnamkrieg als Selbstverständlichkeit gilt. Mittlerweile sind seit Entstehung des Films annähernd drei weitere Dekaden ins Land gezogen, und da wirkt manches, was einstmals ernst gemeint war, schon ein wenig kurios: etwa, wenn die armen Hippies die Upper-Class-Ladys beim Ausritt durch den Central Park schockieren, indem sie ihnen „Masturbation can be fun“ ins Gesicht singen. Mitreißend ist hingegen die Choreografie von Twyla Tharp – von den Tänzen im Park, in die sogar die Polizeipferde mit einbezogen werden, bis zu den kuriosen Drogenvisionen mit einer hochschwangeren fliegenden Braut und „Hare Krishna“ singenden Chören. Übrigens spielte auch die kalifornische Punkband „The Dickies“, die stets ein feines Gespür für die Absurditäten und Albernheiten der amerikanischen Popkultur hatte, den Titelsong des Musicals auf einer ihrer Platten ein: doppelt so schnell und natürlich mindestens doppelt so albern.

„Französisch für Anfänger“ 31. 8.–6. 9. im Alhambra

Stimmungsmäßig passt eigentlich auch Christian Ditters Jugendkomödie „Französisch für Anfänger“ ganz gut in diese Zeit: Obwohl sich die Handlung des Films in der Gegenwart zuträgt, verbreitet er doch deutlich das Flair einer evangelischen Jugendfreizeit der 1970er-Jahre. Denn Henrik (François Göske), der sich gerade in die Halbfranzösin Valerie (Paula Schramm) verliebt hat, verschlägt es per Schüleraustauschprogramm nach Frankreich – und zwar mit „20 chansonsingenden Pseudo-Hippies“, was ihm anfangs reichlich blöd vorkommt. Doch als er mit Valerie schließlich zu Potte kommt, ist alles eitel Sonnenschein. Mehr Handlung gibt es nicht. Und das ist auch nicht nötig, denn die jugendlichen DarstellerInnen spielen das Hin und Her und Auf und Ab ihrer ersten „Beziehung“ ausgesprochen charmant, derweil die Mentalitätsunterschiede zwischen Franzosen und Deutschen in der deutsch-französischen Koproduktion für einen amüsanten Hintergrund sorgen.

Die Filmreihe „Oper auf der Leinwand“ im Zeughauskino wird mit Ingmar Bergmans Bearbeitung von Mozarts und Schikaneders Oper „Die Zauberflöte“ eröffnet, einem ungewöhnlichen Film, den der Regisseur 1974 für das schwedische Fernsehen erstellte. Bergman schuf ein Theatererlebnis mit den Mitteln des Kinos: Einerseits wird der Ablauf einer Theateraufführung betont (die Opernhandlung verlässt niemals die Bühne, es gibt Pausen zwischen den Akten, das Orchester stimmt die Instrumente), andererseits blickt der Regisseur auch hinter die Kulissen oder filmt – wie während der acht Minuten dauernden Ouvertüre – die Gesichter der Zuschauer in Großaufnahme. LARS PENNING

Hair“ 1. 9. im Sommerkino Museumsinsel