Nord-Landesbank teilprivatisiert

West-Landesbank versilbert ihren Anteil an der HSH-Nordbank für 1,25 Milliarden Euro an US-Investorengruppe. Verbleibende Eigentümer prüfen Vorkaufsrecht. Börsengang für 2008 geplant

Von MARCO CARINI

Noch ist der Milliardendeal nicht ganz in trockenen Tüchern. Einen Tag, nachdem bekannt geworden war, das die WestLB ihren 27-Prozent-Anteil an der HSH-Nordbank für 1,25 Milliarden Euro an eine Gruppe von Investoren um den US-Finanzier Christopher Flowers verkaufen will, erbaten die übrigen Nordbank-Gesellschafter gestern Bedenkzeit. Der Grund: Die Hansestadt Hamburg (35,38 Prozent), Schleswig-Holstein (20,02 Prozent) sowie der Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein (18,02 Prozent) verfügen als Miteigentümer über ein Vorkaufsrecht für die feilgebotenen Anteile – das gelte es nun zu prüfen.

„Eine Entscheidung, ob wir das Vorkaufsrecht wahrnehmen, erfolgt spätestens in vier Wochen“, teilte die Hamburger Finanzbehörde gestern mit. Und auch der Sparkassen- und Giroverband will „alle Vor- und Nachteile eines Kaufs genau abwägen“. Doch ein Wahrnehmen des Vorkaufsrechts gilt als unwahrscheinlich, da die Kassen Hamburgs und Schleswig-Holsteins leer sind. So ließ das Kieler Finanzministerium gestern bereits durchblicken, es könne sich „eine Zusammenarbeit mit der Investorengruppe durchaus vorstellen“.

Der am Mittwochnachmittag verkündete Übernahme-Deal wühlt die gesamte Branche auf. Stimmen die HSH-Miteigentümer und der Aufsichtsrat der WestLB dem Anteils-Transfer zu, steigt bundesweit erstmalig ein Privatinvestor in eine öffentlich-rechtliche Landesbank ein. Das Geschäft könnte schnell Nachahmer finden und so einen tief greifenden Wandel in der deutschen Bankenlandschaft einleiten.

Der Einstieg der US-Investoren soll der HSH-Nordbank weitere Wachstumsfelder erschließen und einen Schub für den 2008 geplanten Börsengang geben – auch er ein Novum für eine Landesbank. Ob es durch die Anteilsübernahme bei dem kerngesunden Unternehmen – das zugleich der weltgrößte Schiffsfinancier ist – zum Abbau von Arbeitsplätzen kommen wird, ist noch unklar. Allerdings kündigte der designierte HSH-Vorstandschef Hans Berger an, es gäbe „kein Kostenproblem“ und damit auch keinen Bedarf für „Entlassungen im großen Stil“.

Fest hingegen steht: Auch nach dem geplanten Börsengang wollen Hamburg, Schleswig-Holstein und der Sparkassenverband zumindest bis 2013 ihre gemeinsame Anteilsmehrheit behalten. Die HSH-Nordbank konnte laut der vergangene Woche vorgelegten Halbjahresbilanz ihren Nettogewinn in diesem Jahr bislang um mehr als 60 Prozent steigern und verdiente zwischen Januar und Juli mehr als eine Viertelmilliarde Euro. HSH-Vorstandschef Alexander Stuhlmann sieht allerdings durch den Flowers-Einstieg Möglichkeiten, die Eigenkapitalrendite von 15 Prozent weiter zu steigern und „den Rückstand zu den internationalen Wettbewerbern bei der Rendite zu verkürzen“.

Er selbst wird an dem angekündigten Gewinnrausch nur noch kurze Zeit teilhaben, da er die HSH-Nordbank aus „persönlichen Gründen“ zum Jahresende verlässt. Hinter den Kulissen allerdings wird gemunkelt, der 58-jährige habe wenig Lust verspürt, sich mit den Privat-Investoren auseinanderzusetzen.