Das Wohngebiet der Armen

MIETE Die Innenstadt wird immer teurer – das dränge die Menschen an den Stadtrand, sagt die Opposition. Der Stadtentwicklungssenator widerspricht

Der Berliner Stadtrand wird nach Ansicht der Opposition mehr und mehr zum Wohngebiet der Armen. „Wer hier lebt, hat meist weniger Bildung genossen, wird häufiger krank und stirbt früher“, sagte Piraten-Fraktionschef Oliver Höfinghoff am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.

Der rot-schwarze Senat unternehme zu wenig gegen die zunehmende soziale Spaltung der Hauptstadt. „Wir müssen vermeiden, dass sich Armut in einzelnen Stadtteilen konzentriert“, warnte auch die Grünen-Abgeordnete Katrin Schmidberger. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) sagte hingegen, dass genau das derzeit schon passiere: „Der Grundsatz des Senats ist, kein Quartier zurückzulassen.“

Die Darstellung der Piraten einer reichen, prosperierenden Innenstadt und des armen Stadtrands entspreche nicht der Berliner Wirklichkeit, sagte Müller. Auch im Wedding, in Kreuzberg und Neukölln gebe es problematische Lagen. Ebenso seien Großwohnsiedlungen in Spandau oder Köpenick lebenswert. „Es ist falsch, dass Großwohnsiedlungen nur ein Auffangbecken sind für alle, denen es sozial nicht gut geht.“

Viel Perspektivlosigkeit

Es gehe allerdings nicht ausschließlich um Wohnungspolitik, betonte die Linke-Abgeordnete Katrin Lompscher. „Es muss etwas gegen die Armut und Perspektivlosigkeit der Bewohner getan werden.“ Dabei gehe es um Bildung, Stadtteilarbeit oder Beschäftigungsförderung. „Das ist der beste Schutz vor Armutsvierteln am Stadtrand.“

Der Senat müsse die Kieze so gestalten, dass auch Menschen mit mittlerem Einkommen dort hinziehen, forderte auch Schmidberger. Dafür brauche es unter anderem gute Bildungseinrichtungen und bessere Verkehrsanbindungen. Zugleich aber müsse auch die Verdrängung ärmerer Menschen aus den Innenstadtkiezen gestoppt werden. Noch sei Berlin die größte Mieterstadt in Europa, die nicht in Arm und Reich geteilt sei. Damit das so bleibe, müsse der angekündigte Wohnungsbaufonds dringend in Kraft treten.

Die SPD-Abgeordnete Iris Spranger bestätigte, Verhältnisse wie in Paris, wo sich nicht einmal Normalverdiener Wohnungen in der Innenstadt leisten könnten, dürfe es in Berlin nicht geben. Der Senat sei hier aber auf dem richtigen Weg. (dpa)