Strompreise
: Liberale gegen Liberalisierung

Das ist schon ein starkes Stück von einem liberalen Minister: Einfach die Staatskontrolle über einen Schlüsselsektor der Wirtschaft erhalten wollen. Sanders Vorstoß ist eine Bankrotterklärung des Wirtschaftsliberalismus.

Kommentarvon Jan Kahlcke

Und Sander hat völlig Recht: Allen Ordnungsvorstellungen der FDP zum Trotz bietet der deutsche Strommarkt heute ein perfektes Anschauungsobjekt für eine Liberalisierung, die gründlich in die Hose gegangen ist. Die Großen der Branche haben einfach alles geschluckt, was ihnen im Weg war. Das war zwar manchmal ein teurer Spaß, aber jetzt holen sie sich die Kaufpreise doppelt und dreifach zurück.

Wenn es eines Beispiels für das Funktionieren eines Kartells bedürfte – hier wäre es: Die großen Vier treiben es übler als Konzerne, die Preisabsprachen treffen. Sie haben einen Nichtangriffspakt geschlossen, statt sich gegenseitig Kunden abzujagen, schröpfen sie lieber die, die sie schon haben. Eine bisher ziemlich zahnlose Netzagentur sieht dabei zu, wie sie die Branchenzwerge klein halten. Und wo war eigentlich das Kartellamt, als die Giganten entstanden?

Wäre interessant zu hören, ob Heinrich Sander diese Institutionen gern gestärkt sähe. Warum er glaubt, dass sich die Oligopole auf dem Strommarkt bis 2010 von allein entzerren, bleibt jedenfalls sein Geheimnis.