Wowereit ist kein Gewinnertyp

Der Regierungschef kanzelt seinen SPD-Parteichef Jan Stöß ab

VON UWER RADA

Endlich mal wieder ein richtiger Wowereit. Schmitz-Rücktritt? Habe ich mit Tim Renner als neuem Kulturstaatssekretär gelöst. Mehdorn-Bilanz? Den hat Platzeck installiert, nicht ich. Jan Stöß? Landesvorsitzende können erzählen, was sie wollen. Die Berliner SPD bin immer noch ich – Klaus Wowereit.

Eine Retourkutsche

Letzteres hat Klaus Wowereit nicht nur gedacht, er hat es sogar öffentlich im Berliner Abgeordnetenhaus herumposaunt. Berlins Regierender Bürgermeister wähnt sich wieder fest im Sattel. So fest, dass er glaubt, seinem Kontrahenten und SPD-Landeschef Jan Stöß eine Retourkutsche verpassen zu können. Schließlich war es Stöß, der Kulturstaatssekretär Schmitz nach der Steueraffäre im Januar zum Rücktritt gedrängt hat. Und einer wie Wowereit, der vergisst nicht.

Die öffentliche Demontage seines Parteivorsitzenden ist aber mehr als pubertäres Zurückhauen. Wowereit, von dem in der Partei nahezu alle sagen, er trete 2016 nicht noch einmal an, muss zeigen, dass er keine lame duck ist. Seine Stärke rührt bislang noch in der Schwäche seiner möglichen Nachfolger.

Doch wie lange gilt das noch? Gerade erst hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa eine Umfrage veröffentlicht, derzufolge Klaus Wowereit auf Nummer 13 der beliebtesten Berliner Politiker liegt. Wäre am Sonntag Wahl, würden für die SPD gerade einmal 23 Prozent stimmen. Heißt im Klartext: Mit Wowi lassen sich Wahlen herrlich verlieren – ein Gewinnertyp ist er schon lange nicht mehr.

Auf der Höhe seiner Macht war Berlins Landespapi immer beides: arrogant und einnehmend. Nun ist er nur noch arrogant. Jan Stöß kann sich genüsslich zurücklehnen.