Immer wieder sonntags

Die „Hamburger Morgenpost“ soll es in Zukunft auch am Sonntag geben – ohne personelle Verstärkung

Die Hamburger Morgenpost („Mopo“), einzige selbständige Hamburger Tageszeitung, die nicht vom Springer-Verlag herausgegeben wird, soll ab November auch sonntags erscheinen. Das teilte Chefredakteur Matthias Onken auf einer Redaktionsversammlung Mittwochabend mit. Schmackhaft wurde der Redaktion die zusätzliche Ausgabe damit gemacht, dass ein Teil der geplanten Stellenstreichungen zumindest ausgesetzt werden soll. Die Geschäftsführung der BV Deutsche Zeitungsholding, die dem britischen Finanzinvestor David Montgomery gehört, hatte zuvor gedroht, insgesamt 12 Volontärs- und befristete Redakteursstellen auslaufen zu lassen.

Anfang 2006 hatte Montgomery die kleinformatige Hamburger Boulevardzeitung von Verleger Hans Barlach übernommen, nachdem er bereits im Oktober 2005 den Berliner Verlag, der die Berliner Zeitung und den Berliner Kurier herausgibt, erworben hatte. Duch eine enge Kooperation der drei Blätter, verbunden mit einem Personalabbau, will die Holding bei allen drei Projekten hohe Renditen erwirtschaften. So sollen auch rund die Hälfte der zukünftigen Mopo-Sonntagsseiten vom Berliner Kurier übernommen werden, während die andere Hälfte – rund 21 Seiten – in Hamburg produziert werden sollen.

Große Teile der 120-köpfigen Morgenpost-Belegschaft sind von diesen Plänen wenig begeistert. Zwar sollen die rund 6 Volontärs- und zeitlich befristeten Redakteursstellen, die in diesem Jahr ausgelaufen wären, vorerst nicht gestrichen werden, doch die Redaktion muss nun ohne personelle Verstärkung eine Ausgabe pro Woche mehr stemmen. Das sei, so ein Redakteur, „ohne Qualitätsverluste nicht zu machen“.

Der Redaktion teilte Onken am Mittwoch mit, dass nach Berechnungen der Holding-Geschäftsführung die Sonntagsausgabe ab einer verkauften Auflage von 40.000 Exemplaren kostendeckend wäre. Doch da der Kioskverkauf am Sonntag komplett wegfällt, sei dieses Ziel nur langfristig zu erreichen. Hierin sieht auch Mopo-Betriebsrat Holger Artus die Hauptgefahr: „Wir haben es in der Vergangenheit oft erlebt, dass der Markt falsch eingeschätzt wurde und solche Angebotserweiterungen dazu führten, dass danach umso stärker beim Personal gespart wurde.“ MARCO CARINI