LESERINNENBRIEFE
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Erinnern an „Schutt und Schande“

■ betr.: „5. Jahrestag: Köln gedenkt der Opfer“, taz vom 4. 3. 14

Beim Lesen des taz-Artikels zum 5. Jahrestag des Archiveinsturzes könnte man fast glauben, die Bürger hätten gar kein Interesse mehr an dem Kölner Fiasko und würden den Oberbürgermeister fast alleine gedenken lassen. Das mag für den offiziellen Akt um 7.30 Uhr stimmen, der ja nicht mit den Karnevalsfeierlichkeiten kollidieren durfte. Zur Stunde des Einsturzes – während des Rosenmontagszuges – fand eine Gedenkfeier von BürgerInnen statt, der die offiziellen Stellen von Stadt und Verkehrsbetrieben fernblieben: An „Schutt und Schande“ will man anscheinend nicht mehr mitmachen! MARTINA RABENTE, Köln

Sofortiger, endgültiger Ausstieg

■ betr.: „All along the Salztower“, taz vom 5. 3. 14

Ein als Versuchslager (!) in Betrieb genommenes Atommülllager braucht über 20 Jahre, um den versuchsweise (!) eingelagerten Müll zu bergen! Und täglich sprudeln 12.000 Liter radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Schacht. Neben den 126.000 zu bergenden Fässern entsteht hier gleich mal die über 3-fache Menge neuer Atommüll. Es ist so offensichtlich, dass die Kerntechnik nicht beherrscht wird, dass die Forderung nach dem sofortigen und endgültigen Ausstieg nur unterstrichen werden kann. Und Entschädigungszahlungen sind von den Kraftwerksbetreibern zu zahlen. HEIKO WEHDE, Flensburg

Verhinderung der Friedenslösung

■ betr.: „Klare Worte an Netanjahu“, taz vom 5. 3. 14

Susanne Knaul rät den Palästinensern, auf Netanjahus Forderung einzugehen, Israel als „jüdischen“ Staat anzuerkennen. Abgesehen von der Merkwürdigkeit des Begriffs (man stelle sich vor, Angela Merkel verlange, Deutschland als „deutschen Staat“ anzusehen) hat sie selbst seinerzeit dargestellt, dass diese Forderung relativ neu ist, Netanjahu hat sie erstmals im Frühjahr 2009 aufgestellt. Über Gründe und Bedeutung kann man nur spekulieren. Gemeint ist sicher nicht Israel als „Staat für alle Juden“. Das ist seit der Gründung Israels gängige Praxis und wäre daher redundant. Also doch eher Israel als Staat, in dem Nichtjuden nicht besonders erwünscht sind? Gerichtet also gegen Rückkehrverlangen von Palästinensern und gegen Flüchtlinge aus Afrika? Aber konsequenterweise eben auch, wie Tsafrir Cohen vor Kurzem in der taz gezeigt hat, gegen die palästinensische Minderheit in Israel selbst, die damit tatsächlich zu Bürgern zweiter Klasse herabgestuft werden könnte. Ist die Forderung also einfach nur eine Möglichkeit, eine Friedenslösung zu verhindern? ANDREAS UNGER, Berlin

Unrecht soll Recht werden

■ betr.: „Klare Worte an Netanjahu“, taz vom 5. 3. 14

Sehr geehrte Frau Knaul, so gern ich Ihre Artikel zum Thema Israel/Palästina lese, so entsetzt bin ich über den heutigen, in dem Sie die Palästinensische Autonomiebehörde auffordern, Israel als „jüdischen Staat“ anzuerkennen. Sie wissen doch, dass schon Arafat erstmals 1988 Israel als Staat anerkannt hat, dass Netanjahus Forderung nach Anerkennung Israels als „jüdischer Staat“ eine von keiner Vorregierung erhobene und für jede palästinensische Regierung unerfüllbare Forderung darstellt. Was sollen die 20 Prozent israelischen Palästinenser dazu sagen? Soll man sie, wie Herr Lieberman meint, endlich vertreiben? Es geht bei Netanjahu doch nur darum, das Unrecht der „Nakba“ zu Recht zu machen und jegliche Möglichkeit der Rückkehr von Vertriebenen endgültig zu verbauen. Die Wahrheit ist, was viele aus dem Friedenslager in Israel betonen: Entweder ist der Staat Israel demokratisch, dann ist er nicht „jüdisch“, oder er ist jüdisch, dann ist er nicht demokratisch. ANDREAS GRÜNEISEN, Berlin

Auf der Suche nach dem Wind

■ betr.: Ein Gedicht

Wir sind mit dem Wind gekommen, / doch er ist ohne uns fort gegangen. / Er ließ uns zurück und schenkte uns nichts. / Seitdem suchen wir ihn in allen Ländern dieser Welt. / Doch wo wir auch hinkommen, ist er schon fort. Das Volk der Sinti und Roma FRANCESCO ARMAN, Gießen