„Eine globale Verunsicherung“

KUNSTMARKT Die Galerienszene in Bremen ist klein, fein und absolut überschaubar. Jetzt haben sich sieben von ihnen zusammengetan, um stärker in den Fokus zu kommen

■ ehemals Leiterin der Gesellschaft für Aktuelle Kunst betreibt seit 1997 die Galerie für Gegenwartskunst.

INTERVIEW JAN ZIER

taz: Warum kooperieren die Bremer Galerien, wo sie doch Konkurrenten sind?

Barbara Claassen-Schmal: So eine Kooperation hat es vor vielen Jahren schon mal gegeben. Die Situation auf dem Kunstmarkt, nicht nur in Bremen, wird zunehmend schwieriger. Alle verkaufen heute Kunst – Kunstvereine, Museen, Künstler, Produzentengalerien. Wir machen das fernab der staatlichen Unterstützung, sind aber ein beachtlicher Kulturfaktor. Zusammen veranstalten wir circa 35 bis 40 Ausstellungen im Jahr. Und wir erbringen Leistungen für die KünstlerInnen, die andere gar nicht erbringen wollen oder können. Dabei sind wir Einzelkämpfer und natürlich auch Konkurrenten, aber auch alle sehr verschieden in unserer inhaltlichen Ausrichtung. Deshalb kommen wir uns gar nicht so sehr ins Gehege. Einige engagieren sich auch kulturpolitisch. Aber das macht jeder, wie er es für richtig hält.

Ist es vorstellbar, dass sie gemeinsam auf Messen gehen?

Nein. Wir wollen aber in Bremen geführte Rundgänge anbieten, mit denen man sich einen raschen Überblick verschaffen kann, ähnlich wie auf Messen. Und wir wollen uns ins Umland ausdehnen, in Richtung Delmenhorst und Oldenburg, hin zur niederländischen Grenze oder zum Hamburger Speckgürtel. Das machen andere Städte auch.

Warum braucht es ein langes Wochenende, wenn die Galerien ohnedies meist offen sind?

Das ist ein kommunikatives Ereignis, eine Kulturtechnik, die auch von den Museen gepflegt wird und die auch neue Leute an die zeitgenössische Kunst heranführen soll. Vier unserer Galerien eröffnen an diesem Wochenende eine Ausstellung. Die Galerie Beim Steinernen Kreuz kooperiert mit der Weserburg, Thomas Hartmann wird in beiden Häusern gezeigt. So eine Zusammenarbeit ist für beide gut.

Um das Geld kunstaffiner Menschen buhlen neben Galerien zunehmend auch die institutionalisierten Einrichtungen.

Diese Situation in Bremen ist nicht neu. Aber es gibt eine globale Verunsicherung durch die Turbulenzen an den Finanzmärkten. Das merkt man schon.

Wo würden Sie die Bremer Galerieszene im Vergleich zu anderen Städten einordnen?

Man kann sie etwa mit Karlsruhe oder Frankfurt vergleichen. Deren Vorteil ist aber: Sie liegen an wichtigen Verkehrsströmen. Nach Bremen fährt man eigens hin, nicht sowieso durch.

Insgesamt sieben Galerien haben sich zum langen Galerie-Wochenende zusammengetan, dass heute von 12 bis 20 Uhr und morgen von 12 bis 18 Uhr dauert.

■ Die Galerie 08 von Hermann Jacobs (Richard-Wagner-Straße 32) zeigt mit „Brainwaves“ Arbeiten von Jan van Munster.

■ Die Galerie Beim Steinernen Kreuz von Brigitte Seinsoth (Beim Steinernen Kreuz 1) zeigt Malerei von Thomas Hartmann.

■ Die Galerie für Gegenwartskunst von Brigitte Claassen-Schmal (Bleicherstraße 55, www.galerie-fuer-gegenwartskunst.de) zeigt Malerei von Heinrich Modersohn sowie Werke von Horst Müller.

■ Die Galerie Gavriel (Fedelhören 99, www.galerie-gavriel.de) zeigt Videos, Installationen und Papierarbeiten von Cécile B. Evans.

■ Die Galerie im Medienhaven (Humboldstraße 6, www.gim-bremen.de) zeigt unter dem Titel „Northern Lines“ großformatige Fotos von Toma Babovic.

■ Die Galerie Kramer (Vor dem Steintor 46, www.galeriekramer.de) zeigt Zeichnungen von Sonja Alhäuser, Harald Falkenhagen, Paula Mueller und Christian Orendt.

■ Die Galerie Mönch (Oberneulander Landstraße 153, www.moench-galerie.com) zeigt Skulpturen von Eberhard Szejstecki und Bilder von Peter Wirth. (taz)

Ist die kunsthallenfreie Zeit also eher ein Nachteil für Sie?

Es kommen jetzt insgesamt weniger Menschen. Wenn die Kunsthalle 2011 wieder eröffnet wird, können alle profitieren.

Spielen lokale KünstlerInnen eine herausgehobene Rolle in den hiesigen Galerien?

Für mich selbst ist das kein primäres Kriterium. Es geht immer um die Positionen, die sie vertreten. Aber natürlich gibt es hier viele Kontakte, dafür ist die Stadt klein genug.

Infos: www.bremer-galerien.de