Dicke Luft bei der Morgenpost

Nicht nur die geplante Sonntags-Ausgabe, auch weitere Umbaupläne des Finanzinvestors David Montgomery sorgen im Haus für schlechte Stimmung. Die Redaktion befürchtet eine Umwandlung zum Tittenblatt

Ob die geplante zusätzliche Sonntagsausgabe der Hamburger Morgenpost wirklich Entlassungen bei dem Blatt verhindert (die taz berichtete gestern), ist nicht ganz klar. Längst liegen weitere Sparpläne in der Schublade. So sollen ganze Ressorts, etwa die Panorama-Seiten, noch dieses Jahr aus der Mopo ausgelagert und beim Berliner Kurier produziert werden. Der Berliner Kurier gehört ebenfalls zur „BV Deutsche Zeitungsholding“ des britischen Finanzinvestors David Montgomery, der die Mopo im Januar übernommen hat.

Mit der Auslagerung von Ressorts verabschiede sich die Hamburger Morgenpost von der Vollredaktion, klagt der Betriebsrat der Zeitung, die 2007 ein neues Redaktionssystem bekommen soll. Dadurch könnten weitere Mopo-Mitarbeiter überflüssig werden, befürchtet der Betriebsrat.

Obwohl die Zeitung schon heute schwarze Zahlen schreibt, will der als „knallharter Sanierer“ bekannte Montgomery die Personalkosten weiter senken. Das Ziel: Die Rendite so weit zu steigern, dass das Boulevardblatt in ein paar Jahren mit Gewinn abgestoßen werden kann.

Die bevorstehende Zusammenarbeit mit dem Berliner Kurier lässt die Mopo-Redaktion um die Qualität ihres Blattes fürchten. „Der Berliner Kurier ist anders als die Mopo in weiten Teilen ein Tittenblatt“, erklärt ein Redakteur. „Wenn wir die Hälfte unserer Sonntagsausgabe wie geplant aus Berlin übernehmen, sinkt unser Niveau rapide.“

Angesichts der Veränderungen sei „bei vielen Kollegen die Stimmung auf dem Tiefpunkt“, verrät ein Mopo-Mitarbeiter. Immer mehr Belegschaftsmitglieder würden beim Frühstück „nicht mehr zuerst die eigene Zeitung, sondern die Stellenanzeigen lesen“. Marco Carini