KIESEL & MÜLL
: Kartieren & kombinieren

Hajo Schiff

Als Artist in Residence hat sich die in Moskau geborene und in Paris lebende Künstlerin Elizaveta Konovalova mit den Spuren der großen Hamburger Stadtzerstörungen befasst: An einem besonderen Strand im Hafen fand sie eine große Vielfalt von Backstein-Kieseln, die das Wasser über Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte abgeschliffen hat. Mit der neugierigen Wahrnehmung einer sensiblen Reisenden fragt sie anhand der Reste von Ornamenten oder Mörtelspuren nach den möglichen Gebäuden und den Umständen, die deren Schutt ins Wasser brachten. Als Künstlerin wiederum ordnet sie das Material und sucht dafür eine neue Form. Eröffnung: Mi, 12. März, 20 Uhr, Frise – Künstlerhaus Hamburg, Arnoldstraße 26–30, Fr–So 16–18 Uhr. Bis 23. März. www.frise.de

Der Eingang zum Kunsthaus ist mit neuen Lampen aufgehübscht. Im Kern sind es Kristallleuchter, aber Antje Bromma hat sie mit einem dichten Gespinst von kleinem Alltagsmüll umwölkt. So gelungene Umnutzungen gibt es in der Ausstellung des Vereins „Mehr als zu Viel“ mehrfach. Viele der über dreißig Künstler, die auch ganz problemlos Künstler der „Galerie der Villa“ integrieren, die man früher behindert genannt hätte, arbeiten aus einer additiven Fülle des Materials: Hier wird gesammelt, kombiniert und collagiert, hier werden neue Schneisen der Bedeutung gelegt, dass es eine Lust ist. Auch Stricken ist schließlich eine Addition einzelner Fäden zu neuer Form und selbst das Zeichnen ist hier eher als Sammeln von Linien zu verstehen. Bis auf ihre Bestandteile scheinen die Dinge im Alltag irgendwie verloren gegangen zu sein und suchen nun in der Kunst einen neuen Sinn. Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, Di–So 11–18 Uhr. Bis 30. März. www.kunsthaushamburg.de