Pavillon zurück im Spiel

URGESTEIN Das frisch sanierte Kulturzentrum in Hannover öffnet wieder seine Türen. Und denkt erst mal nach über die eigene Rolle zwischen Kunst und Politik

Der Pavillon in Hannover öffnet nach Sanierung wieder seine Türen und damit ist, wenn man so will, die Mutter aller soziokulturellen Zentren wieder am Start. Hier wurde 1979 nämlich mit anderen Zentren die „Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren“ gegründet, ein Name, der deutlich die Anmutung der späten 70er- und frühen 80er-Jahre hat. Die Pavillon-Verantwortlichen sind aber entschlossen, die Gegenwart in die gewaltigen 5.000 Quadratmeter des ehemaligen Horten-Kaufhauses zu bringen. „Wir haben gerade eine Generationswechsel“, sagt Geschäftsführerin Susanne Müller-Jantsch: Für die Programmplanung in den Bereichen Musik, Theater, Gesellschaft und Politik ist jetzt die Generation 30-plus zuständig.

Anderes soll so bleiben, wie seit der Gründung 1977: Der Pavillon soll ein offener Ort sein. Offen für die Schachspieler, die tagsüber kommen, für Bedürftige, die sich im schicken Foyer aufwärmen, Schulklassen, die ihre Pause dort verbringen und alle, die mit Projektideen anklopfen. Das wiederum liegt nahe, wenn man sich auf eine Bürgerinitiative zurückführen kann, die – unter anderem von einem Juwelier vorangetrieben – eine neue Nutzung des vor sich hin rottenden Kolosses forderte. Im Oktober 1977 unterschrieb der damalige Oberstadtdirektor den ersten Nutzungsvertrag und steuerte 20.000 Mark Beihilfe bei. Einige der Altvorderen aus der Bürgerinitiative sind immer noch im Trägerverein dabei.

Inzwischen sind ganz andere Summen geflossen: Die Stadt hat das Gebäude für 15 Millionen Euro sanieren lassen. Und im Flächennutzungsplan ist eine kulturelle Nutzung festgeschrieben – damit sollte den Immobilienbegehrlichkeiten auf das Filetstück in der Innenstadt mittelfristig der Boden entzogen sein.

Was zur Veranstaltungsreihe führt, mit der das Gesellschafts- und Politikteam des Pavillons die Wiedereröffnung begeht: Unter dem Titel „Was uns bewegt: Politische Kunst und urbaner Raum“ eröffnen Frank Spilker, Sänger der Hamburger Band „Die Sterne“ und der Autor Raul Zelik am 11. März eine Diskussion zur Beziehung von Subkulturen und politischen Bewegungen. Ist die Kunst, die aus der Roten Flora, der Freiraum-Bewegung in Berlin oder auch dem Pavillon selbst entstanden ist, automatisch politisch? Und was passiert, wenn sich die dazugehörige politische Bewegung überlebt hat?  GRÄ

■ „Was uns bewegt: Politische Kunst und urbaner Raum“: Di, 11. März, 19 Uhr, Hannover, Pavillon