Türken in Deutschland
: Der Fortschritt von 20 Jahren

Wenn man 20 Jahre zurückdenkt, wird klar, was auf dem Weg zur Integration schon alles geschafft ist: Damals gründete sich die Türkische Gemeinde in Hamburg als Selbstverteidigungsbündnis. Konkreter Anlass war der Mord an Ramazan Avci, den Nazi-Skinheads vor ein Auto geschubst hatten. Aber der Hintergrund war die alltägliche Diskriminierung und Gleichgültigkeit seitens der deutschen Mehrheitsgesellschaft.

Kommentarvon Jan Kahlcke

Heute ist die Verteidigungshaltung Schnee von gestern. Türken sind in allen gesellschaftlichen Bereichen angekommen und respektiert – weit über die Einzelbeispiele der Vorzeigetürken hinaus. Die Türkische Gemeinde ist zu einer von vielen Interessengruppen in unserer Gesellschaft geworden und genießt als solche die Wertschätzung der Politik.

Die tägliche Arbeit hat sich vielleicht ein wenig nach innen gewendet: Die Gemeinde appelliert massiv an die eigenen Leute, die Chancen, die ihnen Deutschland bietet, auch zu nutzen. Die Bildungsmisere vieler türkischer Jugendlicher – und insbesondere der Jungen – ist in den Fokus gerückt. Sie ist heute das größte Hindernis für individuelles Fortkommen. Aber auch wenn die Gemeinde das Problem als „ihres“ anerkannt hat, darf nicht aus dem Blickfeld geraten, dass heute türkischstämmmige Abiturienten keine Ausnahme mehr sind – anders als vor 20 Jahren.