PRESS-SCHLAG
: Der Ermittler, der Schnacksler und die Russenmafia

WETTEN Beleidigte Bayern wittern die ganz große Verschwörung in der Uefa und sehen sich als moralischen Champions-League-Sieger

Die Bayern sind nur noch zweitklassig. Nicht wenige haben das gesagt nach dem 0:4 der Münchner bei Zenit St. Petersburg im Halbfinale des Uefa-Cups 2008. Uli Hoeneß, seinerzeit Manager, wollte das nicht einsehen: „Das lass ich mir nicht einreden, dass wir international keine Rolle spielen. Die Mannschaft ist müde. Basta.“

Müde? Von Kokain wird man doch wach. Der Schnee soll bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung eines Bayernspielers gefunden worden sein. Die Wochenzeitschrift Stern sagt, dass der Chef der Disziplinarkommission der Uefa, Peter Limacher, gesagt hat, dass sein Informant, der selbst ernannte BND-Mitarbeiter, Kroate und Bekannte der Schiedsrichterbestecherbrüder Sapina, Robin Boksic, gesagt hat, dass das so war. Die Bayern könnten, nachdem spanische Ermittler ein Telefonat russischer Mafiosi abgehört hatten, die sich damit gebrüstet haben sollen, den Münchnern 50 Millionen fürs Verlieren gezahlt zu haben, Dreck am Stecken haben. Von einer weißen Weste spricht dagegen Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, der stinksauer auf Limacher ist, weil der diesem kroatischen Hallodri Boksic vertraut, der selbst in kriminellen Kreisen verkehren soll, was ihn ja gerade so wertvoll mache, sagt Limacher, der inzwischen auch sagt, dass er dem Hitlertagebucherfindermagazin Stern nie gesagt hat, was Rummenigge so auf die Palme gebracht hat, dass ein Haufen Geld nach München gewandert ist in jenen Tagen zum Beispiel.

Die Fifa will zu dem Fall nichts sagen, hat sich aber schon mal zur Person Boksic eingelassen und Befürchtungen geäußert, die Uefa sei von der Wettmafia unterwandert. Bei der WM in Südafrika hat Boksic der Fifa gesagt, dass sechs Nationalmannschaften manipulieren würden, was man ihm aber nicht geglaubt hat, was daran liegen könnte, dass der sinistre Kroate den unerhörten Verdacht geäußert hat, Fifa-Boss Sepp Blatter könne bestochen worden sein. Die Uefa selbst vertraut Limacher nun nicht mehr so ganz und ermittelt intern gegen den Ermittler. Und die Bayern erinnern derweil an Franck Ribéry, jenen Hurenschnacksler in ihren Reihen, der von eben jenem Limacher nach einer Roten Karte im Champions-League-Halbfinale für das Endspiel gesperrt worden sei. Uli Hoeneß, jetzt Präsident, vermutet eine Verschwörung gegen seinen Klub und will Schadenersatz einklagen, weil ein Bayernhasser in der Uefa den Champions-League-Sieg der Münchner verhindert hat. Muss nun die Geschichte des europäischen Fußballs umgeschrieben werden? ANDREAS RÜTTENAUER