LESERINNENBRIEFE
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Erst kürzen, dann Geld suchen

■ betr.: Einkommenskürzungen bei den taz-AuslandskorrespondentInnen

Ich schätze an der taz besonders die Auslandsberichterstattung mit den fundierten und anschaulichen Erklärungen regionaler Besonderheiten und Konflikte. Damit das so bleibt, müssen die AuslandskorrespondentInnen sich die umfangreiche Recherchearbeit weiter leisten können.

Generell verdienen gerade QualitätsjournalistInnen für ihren wichtigen, zum Teil gefährlichen Job leider viel zu wenig und müssen sich oft als Freie und PauschalistInnen durchschlagen. Oder sie werden in tariffreie Tochterunternehmen oder sogar Leiharbeitsfirmen ausgelagert. Als Gewerkschafterin und Arbeitsrechtlerin kenne ich die von Arbeitgebern immer wieder vorgeschobene Begründung, es gehe nur um die Vereinheitlichung der Konditionen. Seltsamerweise bedeutet das nie eine Aufstockung auf das Niveau der Bestverdienenden. Eine Vereinheitlichung macht aber auch deshalb keinen Sinn, weil die Lebenshaltungskosten auf der Welt eben unterschiedlich sind. Und: Super! Die taz ist – auch dank uns AbonnentInnen, GenossInnen und StifterInnen – endlich in den schwarzen Zahlen! Davon sollten auch „unsere“ Korrespondenten etwas haben, zumindest als Bestandsschutz ihrer bisherigen Konditionen. Wenn jetzt ein neuer Unterstützungsverein für Auslandsberichterstattung gegründet wird, um Geld reinzuspülen, ist das schön und gut. Wenn dieser Verein dann läuft, kann ja geprüft werden, wie man einen Teil der Kosten hierüber deckt. Aber bitte nicht erst kürzen und dann Geld suchen, um irgendwann vielleicht wieder mehr anbieten zu können.

VERONICA BUNDSCHUH, Münster

Unsolidarisch

■ betr.: Einkommenskürzungen bei taz-AuslandskorrespondentInnen

Ich bin seit dreizehn Jahren Abonnentin der taz und immer wieder angetan von den guten Artikeln, zudem bin ich selbst Journalistin.

Das Problem mit immer magerer werdenden Honoraren ist mir daher gut bekannt.

Aber wieso geht ausgerechnet die taz so unsolidarisch mit ihren Mitarbeitern um? Ich würde mich freuen, wenn Ihnen da doch noch eine bessere Lösung einfallen würde. STEFANIE BAUMANN, Grünwald

Frauen erschossen

■ betr.: „Dem Vater des Amokläufers Tim K. droht Haftstrafe“, taz v. 17. 9. 10

Neun Schüler und drei Lehrer habe der Winnenden-Amokläufer getötet, hieß es in eurem Artikel. So so. Das habe ich anders in Erinnerung. Selbst keine große Verfechterin des großen I, wäre selbst das (also SchülerInnen etc.) untertrieben gewesen. Wie viele männliche Wesen hat der Junge denn totgeschossen? Meiner Erinnerung nach hat er gezielt Mädchen und Frauen umgebracht. Die genauere Recherche überlasse ich euch.

Gisela Graf, Magdeburg

Widerstand gegen A 22/20

■ betr.: „Die Zukunft ist unterirdisch“, taz vom 15. 9. 10

Beispiele von Planerwahn findet man viele. Und sie gleichen sich. Im Nordwesten von Niedersachsen soll eine Autobahn mit Elbtunnel parallel zu Küste gebaut werden. Jetzt noch mit weniger als 3 Milliarden Euro Baukosten veranschlagt, wird die A 22/20 als „Hinterlandanbindung“ der deutschen Seehäfen bejubelt. Fertiggestellt, wird sie die Beneluxhäfen an Skandinavien und das Baltikum anbinden und Fracht vom Küstenschiff auf den umweltbelastenden Lkw umleiten. Wie S21 war der Plan schon in der Versenkung verschwunden. Der niedersächsische Verkehrsminister Hirche hatte 1989 „die Küstenautobahn endgültig zu den Akten“ gelegt. Derselbe 2006: sie habe „eine herausragende Stellung“. Die Begründungen wurden von den Politikern so willkürlich gewechselt wie das Nutzen/Kostenverhältnis schöngerechnet wurde. Geldinstitute und Bauindustrie bildeten den Jubelchor. Bekannte Probleme mit dem Baugrund und deshalb vorhersehbare Vervielfachung der Kosten werden ausgeblendet. Wie bei S21 ist der Widerstand der Bevölkerung gut informiert und sehr aktiv. Anders als bei S21 berichtet die taz selbst in ihrem Regionalteil fast nicht über das Projekt und noch weniger über den Widerstand. PETER SCHÜHLE, Loxstedt

Bundestag ohne Weisungsbefugnis

■ betr.: „Die Axt im Urwald“, taz vom 17. 9. 10

Die Entscheidung des Entwicklungshilfeministers Dirk Niebel (FDP), den Beschluss des Bundestags von 2008 zu revidieren, für den Schutz des Regenwaldes in Ecuador in einen internationalen Fonds zur Vermeidung der Ölförderung im Naturschutzgebiet einzuzahlen, wirft wie die Aufkündigung des Atomkonsenses durch die Regierung die Frage auf, ob wir wirklich noch in einer Demokratie leben. Der Bundestag verkommt zu einem Debattierclub ohne Weisungsbefugnis, wenn seine Beschlüsse der Regierung nicht passen. Zumindest haben wir eine freie Presse und die Menschen können und dürfen lesen. HOLGER PINNOW-LOCNIKAR, Bremen