Die ungeliebte Liga

Der Wuppertaler SV will die Regionalliga verlassen. Wenn es sportlich nicht klappt soll wenigstens die Ligareform her

DÜSSELDORF taz ■ Was ein mühsam erkämpfter Punkt alles auslösen kann. „Wir spielen um den Aufstieg“, sagte Uwe Fuchs, Trainer des Drittligisten Wuppertaler SV, nach dem 1:1 beim VfL Osnabrück. Der selbstbewussten Prognose schickte der Ex-Profi dann aber leider eine Einschränkung hinterher: „Gemeinsam mit acht bis zehn anderen Teams“. Zieht man die unaufsteigbaren Zweitvertretungen der Profiklubs ab, bleiben also nicht mehr allzu viele Mannschaften übrig, denen Fuchs die Fähigkeit zum Aufstieg abspricht. Seltsame Verhältnisse sind das in der Regionalliga Nord.

Immerhin durften sich die Wuppertaler nach dem Samstagsspiel zumindest als zwischenzeitlicher Tabellenführer fühlen. Konkurrent Dynamo Dresden konnte gestern mit einem 2:0-Sieg bei Rot-Weiß Erfurt vorbeiziehen. Um das zu verhindern, hätte es einen Sieg in Osnabrück gebraucht. „Es war nach der Führung alles möglich“, sagte WSV-Spieler Tim Jerat, „also wollten wir alles herausholen. Mit dem Punkt bin ich nur bedingt zufrieden“.

Die überzeugenden Leistungen der Mannschaft in den ersten sechs Spielen sorgten dafür, dass Präsident Friedhelm Runge darauf verzichtete, neue Spieler zu verpflichten. „Wir haben uns in der Breite deutlich verbessert. Vom Leistungsvermögen zähle ich uns zu den fünf, sechs besten Mannschaften der Liga“, sagte Runge. Auch der Aufstieg sei mit dem Kader machbar.

Und irgendwie scheint dieser auch nötig. Eine dauerhafte Existenz in der Regionalliga ist nicht wünschenswert. Zumal die vom Deutschen Fußballbund (DFB) groß angekündigte Reform der Regionalliga, an deren Ende zum Jahr 2008 eigentlich die dritte Bundesliga stehen sollte, scheitern könnte. „Es ist nicht so, dass der Fußball unterginge, wenn wir bei einer zweigleisigen dritten Liga bleiben würden“, wurde DFB-Chef Theo Zwanziger vergangene Woche zitiert. Auf Druck der Bundesligisten, allen voran Hertha BSC Berlin und Bayern München, hat Zwanziger vorgeschlagen, vielleicht die von Fans und Verantwortlichen der alten Traditionsklubs gleichsam ungeliebten Zweitvertretungen der Profiklubs in der dritten Liga zu belassen. Der Grund: Der Nachwuchs soll auf hohem Niveau an die Profiteams herangeführt werden. Ein möglicher Kompromiss beim DFB-Bundestag am 8. September: eine dritte Liga mit 20 Vereinen – und maximal zwei Reserveteams eines Bundesligaklubs.

„Wenn wir das machen haben wir bald spanische Verhältnis“, sagte WSV-Chef Runge. „Die Zweitvertretungen der Profiklubs haben in der neuen dritten Liga nichts verloren.“ Nicht nur er befürchtet sinkende Zuschauerzahlen und eine Wettbewerbsverzerrung. Die Verantwortlichen der Drittligisten Fortuna Düsseldorf, RW Ahlen und des Zweitligaaufsteigers Rot-Weiss Essen unterstützen Runge. Und auch die Fans des VfL Osnabrück sendeten wenig freundschaftliche Grüße Richtung Zwanziger: „Amateure raus aus Liga 1! Nein zum faulen Kompromiss.“

Am kommenden Freitag trifft der Wuppertaler SV auf die wieder erstarkte Fortuna aus Düsseldorf. 10.000 Zuschauer werden zum Westderby erwartet. Ein schicksalsträchtiger Tag für beide – nicht nur aus sportlicher Sicht: Am Vormittag wird beim DFB-Bundestag über die Regionalligareform verhandelt. Eine Niederlage am Abend könnte den Tag dann endgültig versauen. HOLGER PAULER