Grüne Gentechnik
: Die Industrie muss zahlen

Vom „Innovationsland Nummer 1“ soll NRW nun zum „Land der Biowissenschaften“ werden. Solche Superlative sind das Markenzeichen von Forschungsminister Andreas Pinkwart. Auch die grüne Gentechnik im Land trägt seine Handschrift. Immer wieder hat er angekündigt, dass er auf Bundesebene Druck machen will, um enge rechtliche Grenzen für die GenforscherInnen zu beseitigen. In Zukunft sollen die WissenschaftlerInnen nach Pinkwart auch im Freien ungehemmt mit genveränderten Pflanzen experimentieren dürfen. Was gut für das Image „Land der Biowissenschaften“ ist, kann schließlich niemanden stören. Oder?

KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER

Seltsam: In der Regel gilt für wirtschaftsliberale PolitikerInnen der Kunde als das Maß aller Dinge. In der Gentechnik scheint es anders zu sein. Denn ginge es nach dem Urteil der VerbraucherInnen, hätte Genfood nichts im Marktregal verloren. Das wissen auch die Landwirte in Nordrhein-Westfalen, die fast komplett gentechnikfrei anbauen. Auch die Genforschung ist in letzter Zeit nicht gerade durch Kundenfreundlichkeit aufgefallen. Das Land verkündet sein Vorpreschen, kurz nachdem bekannt geworden ist, dass Versuchsfelder mit gentechnisch veränderten Pflanzen in NRW nicht wie vorgeschrieben ausgezeichnet wurden. Trotzdem tut Minister Pinkwart alles, um die grüne Gentechnik im „Innovationsland Nummer 1“ salonfähig zu machen.

Pinkwart und seine KollegInnen im Landeskabinett sollten stattdessen die Industrie in die Pflicht nehmen. Ein wesentlicher Grund, weshalb es kein faires Entschädigungsmodell im Gentechnikgesetz gibt, ist die Verweigerungshaltung der Saatguthersteller, in einen Fonds einzuzahlen. Denn sie sind es, die finanziell am meisten von ihren gentechnisch veränderten Samen profitieren. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der liberale Wirtschaftsfreund Pinkwart bereit ist, ein ernstes Wort mit den Unternehmen zu sprechen: „Drückeberger Nr. 1“ könnte das in seinen Worten heißen.