„Zentral ist die Sprache“

In Hamburg haben Experten darüber diskutiert, was Integrationspolitik erfolgreich macht. taz-Gespräch mit dem Politologen Peter Robejsek, der das schon lange und aus internationaler Perspektive erforscht

taz: Auf dem Hamburger Integrationskongress haben Sie den Paragrafendschungel kritisiert. Was läuft schief?

Peter Robejsek: Das ist eine Tendenz in Deutschland, alles möglichst rechtlich verankern zu wollen. Ich finde den britischen Ansatz besser, dass nicht jede Andersartigkeit zu einem verbrieftem Recht wird, sondern dass man die andere Lebensweise und ihre Hintergründe toleriert, aber sie sind nicht strukturell oder finanziell verfestigt.

Was ist zu tun?

Wir sollten die Palette der Maßnahmen straffen und uns darauf konzentrieren, was absolut zentral ist: die Sprache. Jeder muss das Potential, das er in sich hat, kundtun können. Berufliche Integration und Existenzgründung ist damit unmittelbar verbunden. Langfristige Prozesse würde ich laufen lassen – in der Hoffnung, dass sie laufen.

Hat da das kommende Hamburger Integrationskonzept den richtigen Ansatz?

Ich glaube schon, die Schwerpunkte des Konzepts sind Sprache und Beruf. Offen ist, was daraus Wirklichkeit wird. Aber da sehe ich glaubwürdige Bemühungen der Behörde einen Fortschritt zu erzielen.

Das ist eine Frage des Geldes.

Klar, das Konzept ist nur die Leitlinie, der Weg, methodische Leitpunkte. Anschließend sind die Menschen gefragt, die das täglich umsetzen. Wir müssen abwägen: Bestimmte Maßnahmen können wir uns nicht mehr leisten, auch wenn sie nützlich wären.

Sprachliche Integration kostet. Was, wenn man da halbherzig rangeht?

Das geht nicht. Es gibt Menschen, die fleißig sind und lernen wollen, und welche, die eher mit dem Strom schwimmen und sich durchmogeln wollen. Man muss die, die das brauchen, auch zum Lernen bringen.

Wenn das Geld fehlt, nützt auch das beste Konzept nichts?

Es kann auch so laufen. Es gibt sehr viele Menschen, die aus Begeisterung an der Sache und moralischer Verpflichtung handeln.

Sie stammen aus Prag. Würden Sie sich heute lieber in Deutschland oder lieber in England integrieren wollen?

In Deutschland, auch wenn mir die britische Art mehr zusagt. Die Briten fragen nicht nach der letzten Ursache, sondern handeln. In Deutschland wurde ich an die Hand genommen und geführt. Das ist wichtig, muss aber irgendwann aufhören – da könnten wir von den Briten lernen.INTERVIEW: JOH