CDU wechselt Pferde

SCHLACHTORDNUNG Bei seiner Wahl zum Landesvorsitzenden der schleswig-holsteinischen CDU beschwor Christian von Boetticher konservative Werte, und sein Vorgänger Peter Harry Carstensen war gerührt

„Ich bin stolz auf die CDU. Gott schütze Schleswig-Holstein“

Peter Harry Carstensen, CDU

Peter Harry Carstensen, diplomierter Agraringenieur, muss es wissen: „Wenn man schweren Boden hat und ordentlich pflügen soll, muss man die Pferde wechseln“, sagte der Kieler Noch-Ministerpräsident. Und das taten die rund 240 Delegierten beim Parteitag der schleswig-holsteinischen CDU am Wochenende in Neumünster: 90 Prozent wählten Christian von Boetticher (39) zu Carstensens Nachfolger als Parteichef. Dass von Boetticher die CDU auch als Spitzenkandidat in die vorgezogene Neuwahl führen wird, ist so gut wie sicher, nachdem Carstensen offiziell auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Offen bleibt, ob der Ministerpräsident vorzeitig aus dem Amt scheidet.

In seiner eher blassen Bewerbungsrede hangelte sich von Boetticher an einem roten Faden entlang: bürgerliche Werte und Generationengerechtigkeit. „Was die Menschen wollen, ist Erkennbarkeit, Berechenbarkeit, Klarheit“, so von Boetticher. Er erinnerte an die „bürgerlichen Tugenden Sparsamkeit, Ordnung, Fleiß, ergänzt um Toleranz und Weltoffenheit“. Nachhaltig sei, was in 20 Jahren noch als gerecht empfunden werde, verteidigte er den Sparkurs der Landesregierung.

Carstensen erinnerte daran, dass die Lage nicht rosig gewesen sei, als er vor acht Jahren den CDU-Landesvorsitz übernahm. Nun gebe es Grund, stolz zu sein: „Rot-Grün macht arbeitslos, unsere Politik schafft Arbeitsplätze.“ Auch er versprach, beim Sparkurs standhaft zu bleiben. Es mache keinen Spaß, sich dafür ausbuhen zu lassen. Aber „die Verfassung, unsere Moral und unsere Verantwortung geben diesen Kurs vor“ – ein Signal an die Landtagsabgeordneten, geschlossen für den Haushalt zu stimmen, was angesichts der knappen Mehrheit im Landesparlament dringend nötig ist.

Am Ende seiner Rede stockte Carstensen die Stimme. Dann sagte er die Worte: „Ich bin stolz auf die CDU. Gott schütze Schleswig-Holstein.“ ESTHER GEISSLINGER

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