Watt nix kostet, is auch nix

betr.: „Da ist was faul!“, „Unter der Garage“, taz vom 2. 9. 06

Wieder derselbe zum Himmel stinkende Lebensmittelskandalmechanismus: Steigende Gewinne auf dem überfüllten Fleischmarkt erfordern Lohnkürzung und Qualitätsverzicht. Die Spuren der Schlamperei verlieren sich in verschachtelten Lieferbeziehungen. Wer Alarm schlägt, wird arbeitslos, weil die Firma entweder schließt oder ihn feuert.

Der Staat wird mal wieder die Kontrollbürokratie erhöhen: mehr Etiketten, mehr Stempel, mehr Jobs für Zertifizierer. Bezahlen tun es auch die Anbieter, die regional bzw. ökologisch arbeiten und sich solchen Pfusch weder leisten können noch wollen.

Wir brauchen unabhängige Kontrolleure im öffentlichen Dienst; finanziert durch gesalzene Gebühren, zu zahlen vom gewerblichen Endabnehmer, gestaffelt nach Zahl der Zwischenhändler. Alles Weitere regelt der Markt. Dabei hilft es sehr, wenn linke Zeitungen nicht länger zu hohe Preise von ökologischen Produkten kritisieren, sondern die zu niedrigen Löhne ihrer Verzehrer. Auch hier gilt der erste Lehrsatz der Konjunkturdynamik: Watt nix kostet, is auch nix.

INGO KLAMANN, Düsseldorf