Postbank trifft auf Börsenelite

Der deutsche Aktienindex wird umgebaut: Postbank ersetzt Pharmakonzern Schering

FRANKFURT/M. taz ■ „Der Gewinner heißt Postbank“ – das stand gestern für die Analysten vieler Bankhäuser fest. Dabei gibt die Deutsche Börse AG erst heute bekannt, wie sie den DAX umbaut. Im wichtigsten deutschen Aktienindex ist ein Platz freigeworden, seitdem die Leverkusener Bayer AG vor kurzem die Berliner Pharmafirma Schering AG übernommen hat. Das Rennen war eng: Vor wenigen Tagen galt noch die Merck AG aus Darmstadt als der Favorit.

„Die Postbank hat es schon geschafft“, konstatierte Analyst Christian Stocker von der Hypo-Vereinsbank erstmals am letzten Samstag. Auch Börsenexperten der Landesbanken Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie der Privatbank Sal. Oppenheimer legten sich auf die Postbank als neues Mitglied im Oberhaus der DAX-Familie fest.

Merck wird seinen Platz im zweitrangigen M-DAX behalten müssen. Den Hessen hat das plötzliche Verliererimage geschadet – nach einem gescheiterten Übernahmepoker im Frühsommer: Merck und Bayer hatten um den Scheringkonzern geworben. Doch die Berliner entschieden sich für eine friedliche Übernahme durch den Giganten Bayer und gegen das kleinere Unternehmen Merck.

Derweil machte die Postbank Punkte gut: Die Deutsche Bank, so hieß es, habe Interesse an einer Übernahme. Bankboss Josef Ackermann hat diese Meldungen mittlerweile allerdings dementiert. Zudem gab es Gerüchte über Kaufabsichten der Royal Bank of Scotland. Und zeitgleich bot die Muttergesellschaft Deutsche Post AG ihren Aktionären an, ihre Anteilsscheine an der Post in Aktien der Postbank umzutauschen – eine erfolgreiche Aktion. Der Streubesitz an Aktien der Postbank erhöhte sich schlagartig um ein Drittel auf mehr als fünf Milliarden Euro. Damit überholte die Postbank die Firma Merck beim Marktwert des Streubesitzes und beim Jahreshandelsumsatz – das sind die entscheidenden Werte bei der Bewertung der DAX-30-Tauglichkeit. Demnach rangiert die Postbank jetzt auf Platz 28. Merck fiel zurück.

Der lange Zeit als Kandidat gehandelte Sportartikelhersteller Puma wird von der Börse AG auf Position 34 verortet. Merk werden jetzt für 2007 Chancen für den DAX 30 eingeräumt, falls wieder Platz frei wird. Mit der Postbank steigt der Anteil der Banken und Finanzdienste im DAX. Die Branche ist schon jetzt mit 6 Unternehmen vertreten.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT