LESERINNENBRIEFE
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Fleisch essen ist schlimmer

■ betr.: „Dämmung ohne Hemmung“, taz vom 17. 9. 10

Gerade erst veröffentlichte das unabhängige Washingtoner Worldwatch Institute seine jüngsten Messungen, nach denen die Massentierhaltung nicht nur wie bisher angenommen für 18 Prozent, sondern sogar für über 50 Prozent der globalen Treibhausemissionen verantwortlich ist. Fleisch essen ist also bedeutend schlimmer fürs Klima als nicht gedämmte Häuser. Wenn Frau Dr. Merkel zukünftig auf Grillparty mit Staatsmännern und -frauen wie mit Mr. Bush à la Heiligendamm verzichtete, wäre das ein besseres Signal für den Klimaschutz, und das Staatssäckel würde ganz nebenbei auch noch entlastet. ERIKA BOSCH, Düsseldorf

Verkehrswahnsinn berührt

■ betr.: „Die sonntaz-Frage. Müssen wir uns vom Auto verabschieden?“, taz vom 17. 9. 10

„Es bleibt ein emotionales Produkt und Ausdruck der Persönlichkeit“, schreibt Herr Wissmann als Autolobbyist und weiter „… in einer offenen Gesellschaft ist Entscheidungsfreiheit ein hohes Gut.“

Aber: Meine Entscheidungsfreiheit endet an der Grenze, wo die Freiheit meiner Mitmenschen beginnt. Ich selbst habe für mich entschieden, dass ich in einer Welt ohne stinkende und lärmende Pkw-/Lkw-Flotten leben möchte. Doch wo geht dies noch? Kein Einkauf, kein Besuch einer Kulturveranstaltung ist möglich, ohne mit dem Verkehrswahnsinn in Berührung zu kommen. Insofern ist mir diese Entscheidungsmöglichkeit genommen, ich kann mich nicht frei für ein Leben entscheiden, in dem ich ohne Verkehrslärm und -abgase leben kann. ANSGAR FRIEDRICH, Wörrstadt

Mobil mit Fahrrad und Bus

■ betr.: „Die sonntaz-Frage. Müssen wir uns vom Auto verabschieden?“, taz vom 17. 9. 10

Lieber Herr Wissmann, Paule war auch Student und hat seinerzeit ebenfalls das Allermeiste ohne Auto erledigt. Der Familienvater lebt heute mit Frau und zwei Kindern im Grünen und hat immer noch kein Auto. Er fährt täglich 30 Kilometer in die Stadt zur Arbeit – mit der Bahn und ohne Parkplatzsuche. Seinen Wochenendeinkauf erledigt ein Lieferservice – superbequem mit Superqualität und supergünstig. Den Rest wie Schulweg, Klavier- oder Reitunterricht der Kinder managt die Familie zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus. Das Auto scheint für die meisten ein notwendiges Fortbewegungsmittel, ist es aber nicht. Denn heute leben 85 Prozent der Deutschen in Städten. Sie alle könnten den dort gut ausgebauten ÖPNV oder das Fahrrad für die meisten ihrer Wege nutzen. So wie Paule. Er ist auch ohne Auto vollkommen unabhängig und schon längst auf dem Weg der nachhaltigen, emissionsfreien Mobilität. Die Chinesen hatte er für ihre Mobilität mit dem Fahrrad bewundert, sie waren uns weit voraus. Heute machen sie einen Rückschritt und steigen massenhaft auf das scheinbare Statussymbol Auto um. Das Fahrrad ist für Paule ein hoch emotionales Produkt und von seiner Persönlichkeit nicht mehr wegzudenken. Er und seine Familie werden von vielen Mitmenschen für ihre täglichen Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewundert. Dabei haben sie die Entscheidungsfreiheit, das Gleiche zu tun. Doch jene Menschen lassen lieber ihr Auto bewundern. Zum Glück darf man in unserer offenen Gesellschaft auch ohne Auto mobil sein. Das Fahrrad ist nebenbei bemerkt auch eine deutsche Erfindung, die die Welt hoffentlich noch viel mehr bewegen und stärker begeistern wird als das Auto. Übrigens: Paule spart ohne nennenswerte Einbußen seiner Mobilität jeden Monat mindestens 200 bis 300 Euro. MICHAEL (PAULE) HÜBL, Leichlingen