Autofabrik rollt aus

Duisburger Autozulieferer steht kurz vor der Schließung. Überstunden und Lohnverzicht haben nichts genutzt

Es ist ein mutloser Kampf, den die 350 Mitarbeiter des Automobilzulieferers ISE Industries momentan führen. Die Geschäftsleitung der Firma im Duisburger Süden will das Werk schließen, den größten Teil der Arbeiter entlassen. Dort werden für große Autobauer wie Mercedes, BMW oder Audi Fahrzeugteile hergestellt, etwa Dachsysteme oder Karosserieteile. Doch weil die Umsätze zurückgehen, wollen die Gesellschafter mit Sitz in Bergneustadt das Werk dicht machen. Dagegen helfen wohl auch die Parolen der Mitarbeiter - „Wir wehren uns“ - nicht viel.

Schon das Firmengelände wirkt trostlos. Die angespannte Situation wird untermalt von verfallenen Backsteinbauten der Mannesmann Hüttenwerke, die das Gebäude umgeben. Was den Arbeitern dort in den vergangenen Jahren aber mehr auf die Stimmung schlug, war ein Sanierungstarifvertrag: Mehrarbeit und Überstunden. Als ISE das insolvente Werk 2001 übernahm, war das die Bedingung, damit keine Beschäftigten entlassen werden. Zweieinhalb Stunden stehen sie seitdem länger an den Maschinen und arbeiten über sieben Stunden zusätzlich am Wochenende - ohne Bezahlung.

Als der Vertrag Ende Juni auslief, hat der Betriebsrat sogar zugesagt, weitere zweieinhalb Stunden Wochenarbeit ohne Lohnausgleich zu akzeptieren und auf die Hälfte des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes zu verzichten, falls das Werk bestehen bleibt. Denn die Beschäftigten wissen, wie die Lage auf dem Zuliefermarkt aussieht: „ISE steht mit dem Rücken an der Wand“, sagt Betriebsratsvorsitzender Sezai Baba. In diesem Jahr seien die Umsätze stark zurückgegangen. Jürgen Dzudzek von der Gewerkschaft IG Metall in Duisburg erklärt das mit dem Kostendruck der Autoindustrie.

Das Angebot der Geschäftsleitung: Ein kleiner Teil der Duisburger Metallbauer kann im Wittener Werk, einem der drei Standorte in Deutschland, weiter arbeiten. „Der überwiegende Teil würde dann entlassen“, sagt Baba. Umso mehr Kritik an der Geschäftsleitung kommt nun auf: Die Betroffenen wollen wissen, warum die Firmenleitung in den USA, der Türkei und Südafrika investiert hat, anstatt in das Duisburger Werk, warum sich ISE teure Sponsoringverträge mit dem Handballverein Vfl Gummersbach geleistet hat. Als Rettungsanker wurde bereits eine Bürgschaft beim Land beantragt. Trotzdem: „Die Hoffnung ist nicht groß“, sagt ein Beschäftigter erschöpft. MORITZ SCHRÖDER