Der dreifache Dagott

Oberschulrat, Vereinsvorsitzender, Hobby-Segler: Heinz Dagott spielt in einer kleinen Bremerhavener Komödie gleich drei Rollen auf einmal

von Klaus Wolschner

Aufgrund der bohrenden Fragen der Grünen-Politikerin Anja Stahmann ist es nun offiziell: Der Oberschulrat von Bremerhaven, Heinz Dagott, hat 20.000 Euro dem Verein Marine-Jugend überwiesen. Vorsitzender: Heinz Dagott. Das Geld stammt aus dem Topf der von dem Konzern E.on an Bremen gezahlten 20 Millionen Euro. Eigentlich sollten damit Schiffe und Bootsführer für Segel-Törns mit „benachteiligten Jugendlichen“ finanziert werden. Doch der Vereinsvorsitzende hat diesen Auftrag an andere Vorstands-Mitglieder und sich selbst weitergegeben, um mit seiner privaten Pinasse „Condor“ zu einem Seglertreffen nach Helgoland zu segeln.

Was Anja Stahmann besonders empört: „Die haben gar kein Schuldbewusstsein. Wenn wir nicht nachgefragt hätten, mit welchem Schiff die Helgoland-Törns stattgefunden haben, dann hätte niemand darüber geredet!“ Auch Bildungssenator Willi Lemke (SPD) habe bisher aus eigener Initiative nichts unternommen. In der Kostenaufstellung von Oberschulrat Heinz Dagott für die Bildungsdeputation steht zum Beispiel ein Stundensatz für den Bootsführer und eine Bootsmiete. Wenn sich nun herausstellt, dass dieses Geld an ihn selbst fließen sollte – hatte er eine Nebentätigkeit beantragt?

Nachdem die Sache öffentlich geworden ist, wird nun gesagt, das Geld bleibe in Dagotts Marine-Jugend. Wenn das aber von Anfang an geplant gewesen sein sollte und Vorsitzender Dagott das wusste, dann würde sich die Frage stellen, warum Oberschulrat Dagott Schiffsmieten à 40 Euro die Stunde und den Stundensatz für den Schiffsführer in Rechnung gestellt hat, ohne mitzuteilen, dass diese Ausgaben gar nicht anfallen.

Für 2.000 Euro sind zudem 18 teure Schwimmwesten gekauft worden – als ob die Marine-Jugend keine besäße, die für einen Helgoland-Törn benutzt werden können. In der Antwort auf die Fragen der Grünen-Politikerin teilt der Bildungssenator nun mit, dass die Schwimmwesten bei der Bremerhavener Werkstattschule „Tonnendachhalle“ verbleiben, die auch in den Zuständigkeitsbereich des Oberschulrates Dagott fällt. Die hatte aber keinen Antrag zur Finanzierung von Schwimmwesten gestellt und hätte begründen müssen, wofür sie denn 18 Schwimmwesten braucht.

„Mit dem Geld hätte man sinnvollere Projekte finanzieren können“, kritisiert Stahmann. Aber offenbar sei das Geld, mit dem die E.on seiner Zeit die Ablösung einer vertraglichen Verpflichtung „erkauft“ hat, von den Koalitionsparteien „nach Parteiproporz verteilt“ worden. Nachdem Henning Scherf „seine“ IUB und „seine“ Grass-Stiftung bedient hatte, durften die kleinen Interessenten wohl auch einmal in den Topf greifen.