abdullah mehmud, flüchtlingsberater
: Der Getriebene

Von einem Ort an den anderen getrieben zu werden, bestimmt das Leben von Abdullah Mehmud. Am Ende des Jahres 1960 kam er im Irak in der Provinz Duhok zur Welt – „in Kurdistan“, sagt er, im Grenzgebiet zur Türkei.

Als er drei Jahre alt ist, zieht seine Familie in die arabische Metropole Mosul. Mit 16 Jahren werden er und seine Familie umgesiedelt, zwangsweise, in den Norden, wieder an die Grenze. „Die Kurden haben in den arabischen Metropolen nichts zu suchen, sagte die Regierung“, erinnert er sich. Dort entdeckt Mehmud seine Leidenschaft für Theater. Er übersetzt politische Stücke arabischer Autoren in die kurdische Sprache und führt sie auf mit seiner Gruppe „Die Bewegung“. „Brechts Methode gefiel uns, er war unser Vorbild“, sagt er.

„Ich stand unter ständiger Beobachtung, wurde auch festgenommen.“ Bald darauf, im August 1988, geht der Irak nicht nur gegen die politisch Aufständigen, sondern gegen alle Kurden vor; mit Giftgas. Hunderttausende fliehen nach dem Angriff in die Türkei und in den Iran.

Mehmud verschlägt es in die Berge, später in ein Flüchtlingslager in der Türkei. „16.000 Menschen“, sagt Mehmud – aber auch hier sind die Kurden nicht willkommen. „Die Sicherheitsdienste von Türkei und Irak arbeiteten zusammen“, Mehmud musste wieder fliehen. „Nach Deutschland wollte ich nicht, sondern nach Schweden“. Deutschland wurde als Quelle für Saddam Husseins Giftgas gehandelt.

In Dänemark fasst man Mehmud ohne Visum und weist ihn aus nach Deutschland. Seine Leidenschaft zum Theater zieht ihn schließlich nach Lübeck. „Ich wollte in eine kleine Stadt mit viel Kultur“, sagt er. Dort arbeitete er bis vor kurzem hauptamtlich als Mitarbeiter beim Flüchtlingsforum. Jetzt wurde seine Stelle vom Land Schleswig-Holstein gestrichen. „Momentan bin ich arbeitslos“, sagt er. Noch arbeitet Mehmud ehrenamtlich. Er will seine Fälle noch abschließen. Ende September will Mehmud zu einem Treffen arabischer Künstler nach Berlin fahren. Er träumt davon eine „Theaterbrücke“ zwischen Bagdad und Berlin zu bauen – „Dann mache ich vielleicht wieder Theater“, sagt er. Mehmud ist zuversichtlich. JOH