Kiews Armee überprüft Gefechtsbereitschaft

NACHRICHTEN Präsidentschaftskandidat Klitschko in Charkiw angegriffen. Demonstrationen für und gegen den Verbleib in Ukraine

KIEW/MOSKAU dpa/taz | Wenige Tage vor dem Russlandreferendum auf der Krim hat das ukrainische Verteidigungsministerium eine breit angelegte Überprüfung der eigenen Gefechtsbereitschaft angeordnet.

Die Armee sei landesweit zu Übungen ausgerückt, so der kommissarische Verteidigungsminister Igor Tenjuch am Montag in einem TV-Interview. Es sei volle Kampfbereitschaft angeordnet. Zugleich betonte er, die Regierung in Kiew setze weiter auf eine diplomatische Lösung der Krimkrise. Die dortige moskautreue Führung kritisierte die Übung als „Aggression“.

Der ukrainische Präsidentschaftskandidat Vitali Klitschko ist in der Stadt Charkiw von prorussischen Aktivisten mit Eiern, Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen worden. Leibwächter schützten den Exboxweltmeister am Montag während einer Rede mit Schirmen, berichten ukrainische Medien.

Klitschko beendete seine Rede im Zentrum der ostukrainischen Millionenstadt unbeeindruckt von den Störern und schwenkte eine ukrainische Fahne. Der 42-Jährige wirbt in den Gebieten nahe der Grenze zu Russland für eine ungeteilte Ukraine. Am Vortag waren im russisch dominierten Charkiw etwa Zehntausend Menschen für den Verbleib der Region in der Ukraine auf die Straße gegangen.

In mehreren Großstädten der Süd- und Ostukraine gibt es andererseits Forderungen nach einer Abstimmung wie auf der Krim und nach einem Anschluss an Russland. Im östlichsten Verwaltungsgebiet, Luhansk, hatten am Sonntag Aktivisten den Sitz der Regionalregierung gestürmt und den Gouverneur für abgesetzt erklärt. Demonstranten seien in Bussen aus Russland über die nahe Grenze zu der Kundgebung gefahren, berichteten örtliche Medien. Auch in Donezk und Odessa protestierten Tausende gegen die prowestliche neue Staatsführung.

Russland hat sich unterdessen empört über die angebliche „Gesetzlosigkeit“ in der Ostukraine gezeigt. Militante Nationalisten aus dem Westen der Exsowjetrepublik würden mit Duldung der neuen Führung in Kiew in den Gebieten nahe der russischen Grenze für Unruhe sorgen, hieß es aus dem Außenministerium in Moskau am Montag. In der Stadt Dnjepropetrowsk seien zudem sieben russische Journalisten festgenommen worden. Der Westen schweige beschämt zu den Vorfällen, hieß es in der Mitteilung weiter. KLH