Der Versöhner

Jetzt haben sie am Ort seiner Kindheit, in Bremen, einen Platz nach dem dort 1923 geborenen und vergangenen Juli in Spanien gestorbenen Bernhard Carl „Bert“ Trautmann benannt. Das ist erfreulich, denn in Deutschland ist Trautmann eigentlich vergessen, obwohl er eine interessante Figur ist, und das nicht mal nur, weil er der beste Fußballtorhüter seiner Zeit war.

Letzteres ist gewiss. Klar, Toni Turek war 1954 in Bern auch ganz gut drauf. Aber wer sich historische Aufnahmen anschaut, erkennt, dass Trautmann ihm in allem überlegen war: wie tigerhaft elegant er hechtet, wie klug er den Laufweg der Stürmer antizipiert, wie schnell und genau er dem Mitspieler in den Lauf wirft. Trautmanns Fußball hat schon etwas vom Präzisions- und Temposport heutiger Prägung.

Für den Reichstrainer a. D. Sepp Herberger war Trautmann jedoch ein Verräter und Deserteur, der „es sich in England gemütlich gemacht“ habe. Oh, ja: Trautmann, der in der für ideologisch Zuverlässige reservierten Waffengattung „Fallschirmjäger“ diente, lebte seit 1945 in England. In der Kriegsgefangenschaft lernte er, Bürger der freien Welt zu sein – und entdeckte sein Torwart-Talent. 1949 nahm Manchester City Traut the Kraut unter Vertrag, trotz wütender Fan-Proteste. Die schlugen dank seines Spiels schnell in Jubel um.

Zur Legende wird Trautmann, als er im FA-Cup-Finale 1956 trotz Genickbruchs in der 76. Minute bis zum Abpfiff ausharrt – Auswechslungen wurden erst ’67 erlaubt, drei Jahre nach seinem Karriere-Ende. Ein Held aber ist das Arbeiterkind mit aus Kriegseuphorie abgebrochener Schulbildung, weil ihm in der Sportkarriere gelang, die eigene Nazi-Vergangenheit zu überwinden – weshalb ihn die Queen 2004 zum Offizier des Order of the British Empire ernannt hat.  BES