Preis-Poker um Bahnhofsplatz

BEBAUUNG Noch immer keine Klarheit über Bremens zentralstes Baugrundstück: Investoren können nun von der Aufhebung des Festpreises profitieren

Die Ausschreibung ist aufgehoben, der dort auf 5,9 Millionen Euro festgelegte Verkaufspreis wieder offen

Die Verträge über einen Verkauf des Bahnhofsvorplatz sind nach Auskunft des Bauressorts immer noch nicht unterschrieben. Bereits Ende Mai lief die Ausschreibungsfrist für den Verkauf der Fläche zwischen der Haltestelle Hauptbahnhof und der Hochstraße ab.

Anschließend war von einem siebenstöckigen Hochhaus samt Hotel die Rede. Hinter der Projektentwickler-Gruppe steht, neben der Bremer Landesbank, dem Vernehmen nach auch der Bremer Ticket-Titan Klaus Peter Schulenberg. Der hat bereits, wenige hundert Meter entfernt, das lange brach liegende Dreiecks-Grundstück am Herdentorsteinweg nach etlichem den Verkaufspreis minderndem Hin und Her von der Stadt erworben. Auch das gegenüberliegende Eckgebäude, das Bild zu Bremens „größtem Schandfleck“ kürte, hat Schulenberg mittlerweile gekauft.

Beim Bahnhofsvorplatz hingegen ist der Poker noch in vollem Gange. Die Ausgangslage der Stadt ist nicht allzu günstig, da bereits mehrere Veräußerungsversuche scheiterten. Einmal hatte sich die Stadt mit einer Fehleinschätzung derart verzockt, dass sie die erwarteten Erlöse schon in den Haushalt eingestellt – und ausgegeben hatte.

Mittlerweile steht auch der ursprünglich auf 5,9 Millionen Euro festgelegte Verkaufspreis wieder zur Disposition. Die Immobilie, die in den Planungsdateien der Baubehörde optimistisch als „Investorengrundstück“ firmiert, wurde mit einem Fixpreis ausgeschrieben. Der Wettbewerb sollte damit auf die Qualität des Bebauungskonzeptes gelenkt werden, schließlich handelt es sich um Bremens meist frequentierte Verkehrszone. Doch im Juni wurde die Ausschreibung per Mitteilung im Europäischen Amtsblatt aufgehoben – mit ihr die Preisbindung. Auf Investorenseite soll es an Mietermangel liegen, dass das Geschäft trotzdem noch nicht perfekt ist.

„Wir gehen davon aus, dass es weitere Interessenten gibt“, sagt der Bauressort-Sprecher. Aus städtebaulicher Sicht spricht freilich mindestens soviel gegen wie für eine Bebauung der Freifläche. Befürworter verweisen stets auf den vermeintlichen Vorteil, dass die ungeliebte Hochstraße, deren baldiger Abriss unrealistisch erscheint, wenigstens verdeckt wäre. Andererseits erweist sich das Versprechen eines „gefassten Platzes“, eines durch eine klare Gebäudekante beschnittenen Stadtraums, oft als trügerisch. Das war, wenn auch in wesentlich kleinerem Maßstab, zuletzt beim Hotelbau am Bredenplatz zu beobachten: Entgegen der Ankündigungen blieb als frei nutzbare öffentliche Fläche wenig übrig.

Die bislang klügste Entscheidung in den Bezug auf den Bahnhofsvorplatz ist daher Ex-Bausenator Jens Eckhoff (CDU) zuzurechnen: Er erklärte den Platz zur Skaterzone. HB