Strategische Freunde

Putin zu Gast in Kapstadt: Nicht nur beim iranischen Atomprogramms sind sich Russland und Südafrika einig

JOHANNESBURG taz ■ Russlands Präsident Wladimir Putin sucht neue Partnerschaften. Bei einem zweitägigen Aufenthalt am Kap setzte er mit Erfolg seine Hoffnungen auf Südafrika, das wirtschaftlich stärkste Land auf dem afrikanischen Kontinent. Bei dem ersten Besuch eines russischen Präsidenten in Südafrika ging es in den Gesprächen mit Präsident Thabo Mbeki unter anderem um einen Schulterschluss in der Unterstützung von Irans Atompolitik. Weitere Themen waren die Krise im Nahen Osten und die engere Abstimmung beider Länder als Repräsentanten im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

Südafrika wird im Januar kommenden Jahres zwei Jahre lang einen Sitz im UN-Sicherheitsrat einnehmen, verkündete Mbeki während des Putin-Besuchs. Während eines Staatsbanketts für den russischen Präsidenten erklärte Mbeki, die „strategische Freundschaft“ stelle sicher, dass beide Länder in globalen Fragen auch in Zukunft zusammenarbeiteten.

Auf der Tagesordnung der Visite stand die Diskussion um das iranische Atomprogramm ganz oben. Die Vereinten Nationen hatten Iran aufgefordert, sein Uran-Anreicherungsprogramm zu stoppen. Russland zählt zu den Hauptlieferanten für das Teheraner Nuklearprogramm. Auch Südafrika hat gerade erklärt, wieder Uran anreichern zu wollen – für friedliche Zwecke. Das Land am Kap hat sein Nuklear-Waffenprogramm 1991 eingestellt. Die Regierung in Südafrika erhielt von Russland jetzt Zusagen für die Hilfe beim Aufbau von sechs neuen Atomkraftwerken. Bisher ist in Südafrika nur ein Atomkraftwerk in Betrieb.

Die südafrikanisch-russische Freundschaft geht auf die Zeiten des Befreiungskampfes zurück. Die ehemalige Sowjetunion leistete afrikanischen Ländern – und besonders der Befreiungsbewegung in Südafrika – finanzielle Hilfen, lieferte Waffen und bildete Guerilla-Kämpfer aus. Mit dem Ende des Kalten Krieges verlor Russland aber seinen Einfluss auf dem Kontinent an China. Putin signalisierte mit seinem jetzigen Besuch, dass Russland beim Wettrennen um Rohstoffe und Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent nicht weiter zurückstehen will.

Putin bestätigte, dass Russland bereit sei, in Südafrika in Milliardenhöhe zu investieren. So standen die Gespräche zur Wirtschaft im Vordergrund des Treffens. Südafrika ist an Russlands riesigen Öl- und Gasreserven interessiert. Die russische Wirtschaftsdelegation konzentrierte sich im Gegenzug auf Verhandlungen mit südafrikanischen Mineralien-Konzernen. Beide Länder unterzeichneten nicht nur Abkommen im Handelssektor, sondern im Gesundheitsbereich und zur Raumfahrt. Südafrika hofft, am Jahresende einen Forschungssatelliten ins All schicken zu können.MARTINA SCHWIKOWSKI