KURZKRITIK: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER TRAUTMANNS WEG
: Rekordverdächtig dumm

Au weia, müssen Englands Sportbücher 2011 schlecht gewesen sein: Damals ist Catrine Clays Biografie „Trautmanns Weg“ zum besten Sportbuch des Jahres ausgezeichnet worden. Und schlechter als Clay die Entwicklung des Bremers „vom Hitlerjungen zur englischen Fußball-Legende“ nacherzählt, lässt sich eine spannende Lebensgeschichte nicht festhalten: Sprachlich unelegant und in perspektivisch monotoner Draufsicht hat die bei der BBC für schleimige Royals-Features zuständige Reporterin das Leben des im Juli gestorbenen früheren Weltklasse-Fußball-Keepers niedergeschrieben, an den in Gröpelingen seit Dienstag ein nach ihm benannter Platz erinnert.

Andere Quellen als ihn selbst zu befragen, hat sie dabei offenbar strikt vermieden. Um seine Erinnerungen drapiert sie abgestandenes historisches Halbwissen und Mystifikationen: Durch unfreiwillige Komik gerät das unterhaltsam, wenn Clay ungelenke welthistorische Einsichten formuliert: „Stalin und Hitler, Hitler und Stalin. Sie waren wie böse Zwillinge und hatten mehr miteinander gemein, als mit jedem anderen auf der Welt.“

Zu Trautmanns sportlicher Leistung hat sie noch weniger beizutragen, ja selbst seine Ausgrenzung durch Nationaltrainer Sepp Herberger wäre unerwähnt geblieben, trüge Michael Dittrich sie nicht im lesenswerten Epilog nach. Für Clay hingegen besteht Sport aus Ergebnissen, Verletzungen und Fanjubel, that’s it. Eine vertretbare Einstellung. Kreuzdumm ist es aber, aus der heraus ein Sportbuch zu schreiben.

Catrine Clay: Trautmanns Weg. Vom Hitlerjungen zur engl. Fußball-Legende, 320 S., 24,90 Euro