Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die sogenannte Neoklassik schmeckt wenigstens den Buchstaben nach doch nach der ernsten Musik, vulgo Klassik, halt in neu, und sie wurde wohl auch deswegen erfunden, um dem reifer gewordenen Pophörer mit Lust an einem anderen Schubidu, ohne Schubidu sogar, den Weg genau dahin zu ersparen: zu der ernsten Musik in seiner Abteilung „neu“, wie Neue Musik, die halt auch manchmal verstörtend sein kann, zickig und eben schwierig. Das ist die Neoklassik eigentlich nicht, aber doch auch gern mal experimentell aufgelegt. Als einer der wichtigsten Protagonisten der isländischen Neoklassik gilt Jóhann Jóhannsson, der am Sonntag mit einem Streichquartett in die Voksbühne kommt mit seiner sphärischen Musik, so in etwa ein vereinfachter Arvo Pärt mit Weihrauchkesselchen. Das die Kunst. Und der Rock von den aus Austin, Texas, kommenden Black Angels macht richtig Lust, mal wieder die alten Doors-Platten herauszukramen zum Vergleichhören. Wobei die Angels das gleiche Terrain doch etwas stumpfer angehen, weil sie halt der festen Überzeugung sind, dass Bo Diddley eigentlich ein Drone-Rocker ist. Am Montag spielen sie im Comet. Und ganz knapp und kompakt: Melt Banana. Jetzt auch schon seit einer kleinen Ewigkeit die Speerspitze des schnell runtergewatschten japanischen Schreihalsrock mit einer erstaunlichen Roll-Qualität in dem ganzen Noise. Mittwoch im Festsaal Kreuzberg. Das Gegenmittel dazu gibt es dann zum Wiederruhigwerden am Donnerstag im Berghain mit Red Sparowes aus Los Angeles, die sich an die gute alte Gitarre halten, der in lang ausgemessenen Instrumentalnummern eine euphorisierende und eine majestätische und überhaupt halt eine so vorbildlich postrockende Form gegeben wird, dass man sich an seinem Indiewüstenrocklagerfeuer wirklich daran freuen darf.

■ Johann Jóhannsson: Volksbühne, So, 20 Uhr. 18/14 €

■ The Black Angels: Comet Club, Mo, 21 Uhr. VVK: 15 €

■ Melt Banana: Festsaal Kreuzberg, Mi, 21 Uhr. 13,50 €

■ Red Sparowes: Berghain, Do, 21 Uhr. 18 €