heute in bremen
: „Viele sind ziemlich pfiffig“

Mit einem Bücherflohmarkt will die VHS am Welttag der Alphabetisierung Geld sammeln für Erwachsenen-Deutschkurse

taz: Was sind das für Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben gelernt haben?

Monica Brück, Volkshochschule Bremen: Die kann man nicht über einen Kamm scheren. Es sind Leute dabei, die kommen direkt nach der Schule zu uns oder sind schon im Rentenalter. Viele sind ziemlich pfiffig. Einer zum Beispiel hatte es geschafft, sich bis zum Realschulabschluss durchzumogeln.

Wie geht das denn?

Es passiert recht oft, dass Kinder aus Faulheit, oder weil sie langsamer lernen, bei anderen abschreiben und weder Lehrer noch Eltern das merken. Dagegen hilft nur Aufmerksamkeit.

Hat das was mit dem Milieu zu tun, in dem die Kinder aufwachsen?

Oft heißt es, das betreffe sozial benachteiligte Familien mit vielen Kindern, aber das ist nur einer von vielen Umständen, der Analphabetismus begünstigt. Wenn die Eltern aber auch schon Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben, wächst natürlich die Gefahr, dass er bei den Kindern unerkannt bleibt.

Kann man so spät noch lesen und schreiben lernen?

Ja, das ist machbar. Bei einigen dauert es vielleicht etwas länger, aber einige schaffen es auch sehr schnell. Wir haben Kursteilnehmer gehabt, die mittlerweile Kurzgeschichten schreiben.

Ist denen das eigentlich peinlich, wenn sie zu Ihnen kommen?

Diejenigen, die sich bei uns melden, haben die erste Hürde ja schon genommen, die stehen dazu, dass sie etwas tun wollen. Wir fragen aber immer nach, ob es ihnen wichtig ist, dass zum Beispiel Familienangehörige nicht wissen, was sie für einen Kurs bei uns machen. Fragen: eib

Bücherflohmarkt: 10 bis 17 Uhr, Domshof; VHS-Beratungstelefon: 361-59520