Brigitte Fronzek, Bürgermeisterin mit Ambitionen
: Inhalte statt Hahnenkampf

■ die Bürgermeisterin von Elmshorn ist bereits stellvertretende SPD-Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein. Foto: privat

Im Duell um die SPD-Spitzenkandidatur in Schleswig-Holstein macht sie Ernst: Die Elmshorner Bürgermeisterin Brigitte Fronzek wirft ihren Hut in den Ring. Und tritt damit gegen SPD-Partei- und Fraktionschef Ralf Wegner und Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig an. Was aus Sicht der 58-Jährigen auch sein Gutes hat: In einem Wettstreit von drei Kandidaten gehe es „mehr um die Inhalte“, sagt Fronzek, als in einem Personen-Kampf: Der nämlich könne in „Gut gegen Böse“ ausarten.

Fronzek ist in Pinneberg geboren und stammt aus einer sozialdemokratischen Familie, die alle Gräuel des Nationalsozialismus am eigenen Leib erlebt hat. Von 1971 bis 1975 studierte sie Jura in Kiel und erhielt 1979 den Doktorgrad. Mit ihrem ersten Mann verfasste sie in den 80er Jahren den Kommentar zum Kommunalabgabengesetz Schleswig-Holstein. 1995 wurde sie in Elmshorn zur Bürgermeisterin gewählt.

Ihre schwerste Belastung als Bürgermeisterin musste Fronzek wohl 1999 bestehen, als erstmals Neonazis in Elmshorn auftauchten. Fronzek nannte den Aufmarsch damals ein „Warnsignal“. Es sei „Aufgabe von uns allen, die Verherrlichung der Verbrechen des Faschismus zu verhindern“, sagte sie – und war Mitbegründerin des örtlichen Bündnisses gegen Neonazis. „Die Leute denken, die Gefahr gibt es nicht, weil wir sie nicht sehen“, sagte sie damals der taz. „Wir haben die Neonazis sichtbar gemacht.“ Mehrmals wurde ihr Haus mit Farbeiern beworfen, einmal schossen Unbekannte durch eine Fensterscheibe.

Auch an anderer Stelle zeigte Fronzek Engagement: als Bürgermeisterin, wenn es um den Erhalt von Jobs in Elmshorn ging, als Sozialdemokratin in Sachen sozialer Gerechtigkeit. Im April dieses Jahres sorgte Fronzek für Aufsehen, als sie den Aufruf „mayors for peace“ – BürgermeisterInnen für den Frieden – initiierte und mit vier Kolleginnen aus dem Landkreis Pinneberg zur großen Menschenkette gegen die Atomkraft aufrief.

Fronzek ist in Elmshorn allerseits anerkannt: Auch, weil sie stets dorthin gegangen ist, wo’s brennt. Migranten – von denen es in Elmshorn viele gibt –, Parteifreunde, Gewerkschafter, aber auch Grüne und die autonome Antifa zollen ihr Respekt. Was sich 2007 in einem Wiederwahlergebnis von 83,2 Prozent niederschlug.

Im Juni 2003 gehörte sie zu der Handvoll Delegierter, die auf dem SPD-Sonderparteitag zur Agenda 2010 gegen die Hartz-IV-Regeln stimmte. Und ist nichtsdestotrotz 2005 als Stellvertreterin Teil des Kieler SPD-Landesvorstandes.

Ob sie nun in den Hahnenkampf um die Spitzenkandidatur bei den vorgezogenen Landtagswahlen einsteigen soll, darüber hat die verheiratete zweifache Mutter gründlich nachgedacht – auch wegen der daraus erwachsenden Belastung fürs Familienleben. Zugesagt hat sie schließlich aus dem Urlaub: aus Usbekistan. KAI VON APPEN