Solarbranche zieht ausländisches Kapital an

Kanadier bauen Solarfabrik für 50 Millionen Euro. Deutsche Photovoltaik wächst doppelt so schnell wie Konkurrenz

DRESDEN taz ■ 2.500 Solarenergie-Experten trafen sich zur wichtigsten internationalen Photovoltaik-Konferenz in Dresden, als die überraschende Nachricht bekannt wurde. Das kanadische Unternehmen Arise will im ostsächsischen Bischofswerda 50 Millionen Euro in den Bau einer Solarfabrik investieren. 300 Jobs sollen in einer Region entstehen, die sonst nicht für High-Tech-Ansiedlungen bekannt ist.

Diese Investition passt zur euphorischen Stimmung auf der 21. Photovoltaik-Konferenz, die gestern in Dresden zu Ende ging. Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) erzielten deutsche Solarzellen-Fabriken im ersten Halbjahr 2006 einen Produktionszuwachs gegenüber dem Vorjahr von 73 Prozent. Die deutsche Solarwirtschaft wächst damit doppelt so schnell wie ihre ausländische Konkurrenz. Ein Viertel der Produktion wird exportiert. 45.000 Beschäftigte arbeiten in der deutschen Solarökonomie.

Weltweit wird mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 25 Prozent gerechnet. Klimawandel und die Krise fossiler Energieträger tragen dazu bei.

BSW-Geschäftsführer Carsten König machte für die deutschen Erfolge neben dem Technologievorsprung vor allem die stabilen politischen Rahmenbedingungen verantwortlich. Deutsche Firmen unter den 400 Ausstellern im Dresdner Messegelände nannten in der Tat zuerst das im Jahr 2004 novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz. Bis zu 54 Cent Vergütung bringt zurzeit die aus Solaranlagen eingespeiste Kilowattstunde. Auch branchenfremde Investoren würden seither in großem Stil in die Solarenergie einsteigen, sagt Carsten Geist vom traditionsreichen Von-Ardenne-Anlagenbau aus Dresden, der selbst dieses neue Geschäftsfeld erschlossen hat. „Das rechnet sich, und zwar sofort, zumal die Selbstkosten tendenziell sinken“, bestätigt Lars Falck, Geschäftsführer der juwi solar GmbH im rheinland-pfälzischen Bolanden. Seine Firma beliefert immer mehr Betriebe, die auf ihren großen Dächern Solaranlagen errichten und dann weiterverpachten. Ähnlich handelt beispielsweise die Gastgeberstadt Dresden mit ihren öffentlichen Gebäuden: Sie bietet Bürgern den Erwerb von Beteiligungen an.

Jüngste statistische Angaben aus dem Bundesumweltministerium zeigen, dass Investitionen in Solaranlagen 2005 mit 3 Milliarden Euro deutlich an der Spitze der erneuerbaren Energien standen. Weltweit setzt sich China mit 15 Prozent Stromerzeugungsanteil bis 2020 ähnlich ehrgeizige Ziele wie Deutschland. Technologisch zeichnet sich eine Abkehr vom knappen und teuren Silizium für Solarzellen hin zu neuen Materialien und dünnen, flexiblen Schichten ab. MICHAEL BARTSCH