Die Bourgeoisie stellt eine Falle

DOKUMENTATION Anlässlich der Krim-Krise zofft sich Bremens Linke über ihre Website: Via Facebook hat Landessprecher Christoph Spehr die Dogmatiker nun ironisch zu mehr Härte ermahnt

■ Christoph Spehr, Landessprecher von Die Linke, reagiert mit dem Text auf eine Erklärung der AG „Antikapitalistische Linke“, AKL, die ihm „Zensur […] im Fall der Ukraine-Problematik“ vorwirft.

■ Zudem wehrt sich die AKL „gegen die Verunglimpfung“, sie „positioniere sich […] ‚ein bisschen kalter-Krieg-mäßig‘ und verbreite Sachen, ‚die von der Faktenlage her nicht gesichert‘ seien“. Das fordert sie ihn auf, „zurückzunehmen und in Zukunft zu unterlassen“.

■ Hinzu kommt, dass sich die AKL insgesamt über den Ausgang des Europaparteitags grämt – wo u.a. ihre glücklose Altkraft Sabine Wils von der Bremerin Sofia Leonidakis ausgestochen wurde.  (taz)

Hiermit protestiere ich gegen die […] ideologisch rückweichlerische Kritik der Bremer A[nti]K[apitalistischen]L[inken] an meinem Vorgehen gegenüber der Web-Redaktion. […]Sönke [Hundt], mit dem es letztes Jahr einige Konflikte […] gab, stand noch auf dem klaren Standpunkt: Es geht bei der Website nicht um irgendwelchen Pluralismus, sondern darum, dass das Richtige draufsteht.

Das ist eine starke und antikapitalistisch einwandfreie Position. Stattdessen verstecken sich die heutigen AKL-Epigonen hinter bürgerlichen Ideen von „Meinungsfreiheit“ und dem Talk-Show-Gewäsch von „es müssen doch alle zu Wort kommen“. Aus dieser Position der Verwirrung heraus kann man den antikapitalistischen Kampf […] nicht gewinnen.

Meine Hoffnungen liegen hier bei jungen Genossen wie Seba[stian Rave], der sich korrekt beschwert hatte, dass sein Beitrag als Beitrag erscheint und seine Meinungsäußerung als Meinung. […] Denn […] die Kritik muss sich gerade darauf richten, dass der Text eines AKL-Genossen als bloße Meinung denunziert wird, […] und nicht als das bezeichnet wird, was er ist und als was er den Massen […] ins Haus geliefert werden muss: […] als DIE Wahrheit.

Auch meine gerissenen Versuche, die revolutionäre Einheit der AKL […] zu spalten […] kann man so nicht kritisieren. Ich war ja […] dafür, dass Sebas Text auf die Website kommt. Deshalb muss man in der Kritik herausarbeiten, dass ich ihn nur […] wollte, um der AKL zu schaden. Hierfür bieten sich Begriffe an wie „durchsichtiges machtpolitisches Manöver“, „unerträglich generöse Haltung des bürgerlichen Meinungspluralismus“ oder „aussichtsloser Versuch, die Wucht des ideologischen Angriffs von der LINKEN-Führung abzulenken, indem Kritik an ihr […] veröffentlicht wird“.

Ganz schlimm ist euer Zurückweichen in Sachen Vier-Augen-Prinzip. Das Vier-Augen-Prinzip – also […], dass irgendwer […] nochmal draufkuckt, bevor was auf die Seite kommt – war von mir […] durchgesetzt worden, um die reformistische Schere im Kopf in die Online-Redaktion selbst hineinzuverlagern. Weshalb Sönke korrekterweise seither protestierend „ruht“, bis die revolutionären Massen das Vier-Augen-Prinzip wieder beseitigt haben. Und jetzt bezieht ihr euch da positiv drauf! Ja, so kriegt ihr natürlich kein Bein auf den Boden. Ihr solltet euch auch nicht positiv auf die „Autonomie der Redaktion“ beziehen. […] Denn […] [d]as würde eure beliebte Strategie erschweren, Sachen auf die Website zu bringen, die dann wieder runtergenommen werden müssen, so dass die revolutionären Massen den reformistischen Anpassungskurs der Bremer LINKEN-Führung erkennen […] und […] der AKL beitreten. […]

Meine Ursprungsmail an die Redaktion hatte ja darauf hingewiesen, dass über die AKL-Verteiler auch Meldungen gingen, die […] damit kommentiert wurden, dass man nun auch nicht jede russische Propaganda als Tatsache verbreiten müsse – etwa die Mitteilung, der Faschismus habe die Macht in der Ukraine übernommen und bereite Massenerschießungen auf der Krim vor. Ich nehme zur Kenntnis, dass die Bremer AKL sich den Kalten Krieg nicht zurückwünscht. Ich werde mir die Freiheit nehmen, euch gelegentlich daran zu erinnern. Herzliche Grüße

CHRISTOPH SPEHR