Ankunft der Körperscanner

SICHERHEITSTECHNIK Sechs Monate lang werden am Hamburger Flughafen zwei Ganzkörperscanner getestet. Teilnahme für Passagiere freiwillig. Zum Auftakt reist eigens Bundesinnenminister Thomas de Maizière an

In Italien weiß man schon, was in Hamburg jetzt getestet wird: Menschen sind besser als Scanner

Die Passagiere am Hamburger Flughafen können sich in den kommenden sechs Monaten frei entscheiden, ob sie die Sicherheitskontrolle gescannt oder ungescannt passieren wollen. Ab heute werden in Fuhlsbüttel zwei sogenannte Körperscanner getestet. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) reist eigens an, um die Geräte in Betrieb zu nehmen.

Die Körperscanner funktionieren ähnlich wie eine hochauflösende Wärmebildkamera und arbeiten mit Millimeterwellen, also elektromagnetischer Strahlung mit einer Wellenlänge nahe an der von Infrarotlicht. Anders als Metalldetektoren können die duschkabinenartigen Geräte nicht nur Metallwaffen, sondern auch solche aus Keramik oder auch Sprengstoff finden sowie auch in der Kleidung oder am Körper versteckte Päckchen oder Flüssigkeiten sichtbar machen.

Seit die EU-Kommission 2008 das Gesamtkörperscanning EU-weit als Mittel der Fluggastkontrolle zuließ, wird über die Geräte gestritten. Während der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) noch versicherte, „dass wir diesen Unfug nicht mitmachen“, hat sein Nachfolger damit kein Problem: „Es gibt keine echten Körperbilder“, hat de Maizière wiederholt versichert. Vielmehr Personen werden als Piktogramm dargestellt, die Daten gelöscht und verdächtige Stellen auf dem Monitor rot markiert. Gibt es nichts Verdächtiges, wird das mit grünem Bildschirm und „OK“ angezeigt. Bisher schlagen die Geräte aber noch zu oft an. Diese „Kinderkrankheiten“, so de Maizière, gelte es im Praxistest zu beseitigen.

Die neuen Scanner gaukelten ein Mehr an Sicherheit vor, kritisierte die Hamburger Piratenpartei, die zum Start des Testbetriebs heute am Flughafen in Fuhlsbüttel vertreten sein wird. Auch werde statt in Personal in eine umstrittene Technik investiert.

Der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Peter Schaar, erklärte, dass sich beim Einsatz der Geräte mehr Menschen als bisher einer Nachkontrolle unterziehen müssten, „und dies häufig in sehr sensiblen Bereichen“. Das betreffe etwa Passagiere mit künstlichen Darmausgängen oder Kranke, die Windeln benötigen: Solche Hilfsmittel würden als potenziell gefährliche Gegenstände in der entsprechenden Körpergegend markiert.

In Italien wurden die Scanner gerade nach halbjährigem Test wieder abgebaut, weil die Untersuchung der Reisenden damit länger dauerte als das Abtasten durch das Personal. ILK