Linkspartei mit grünem Anstrich

BERLIN taz ■ Im nächsten Jahr soll die neue, vereinigte Linkspartei das Licht der Welt erblicken. Im März 2007 werden Linkspartei.PDS und WASG auf einem Doppelparteitag in Bremen die Grundsatzdokumente der neuen Partei bearbeiten, anschließend werden in beiden Parteien Urabstimmungen durchgeführt, im Juni dann soll der Vereinigungsparteitag in Berlin stattfinden. Die neue Linkspartei wäre die Verwirklichung eines alten Traums von Gregor Gysi: eine gesamtdeutsche linke Partei, die im Osten ihr Standbein hat, aber auch im Westen verankert ist.

Gemeinsam mit der WASG, einem Zusammenschluss ehemaliger Sozialdemokraten aus dem Gewerkschaftsmilieu, ist der PDS bei der Bundestagswahl 2005 erstmals der Durchbruch im Westen gelungen. Unter dem Label „Linkspartei“ erreichten beide Parteien in Westdeutschland 4,9 Prozent der Stimmen. Bei den 2006 folgenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz scheiterten PDS und WASG erneut an der Fünfprozenthürde. Im Frühjahr 2007 soll in Bremen erstmals der Einzug in einen westdeutschen Landtag gelingen.

Gysi und die Realos in der PDS wissen, dass sie dafür nicht nur die von der SPD enttäuschten Wähler einsammeln müssen. Gysis Traum vom Durchbruch im Westen konzentrierte sich ja von Anfang auf die linksliberalen und postmaterialistischen grünen Milieus. Dass die PDS gerade dort auf hartnäckige Ablehnung stieß, hat er immer als eine persönliche Zurückweisung empfunden. Jetzt soll unter der Flagge der Linkspartei ein neuer Anlauf auf grüne Wählermilieus unternommen werden.

Die PDS-Spitze hat den 29-jährigen Jan Korte mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Strategiepapiers beauftragt. Das Papier, das der taz vorliegt, soll auf einer Klausur des Parteivorstandes am 23. September beraten werden und in das Programm der neuen Linkspartei einfließen. Korte ist der ideale Mann für ein solches Unterfangen: Er hat das, was er vorschlägt, im Kleinen bereits realisiert. Bis 1999 war der studierte Politikwissenschaftler bei den Grünen, trat dort aber aus Protest gegen den Kosovokrieg aus. Anschließend baute er eine PDS-Hochschulgruppe an der Uni Hannover auf. Korte machte aus Hannover eine der wenigen PDS-Hochburgen im Westen – gerade weil er die Partei im Studentenmilieu und in lokalen Initiativen verankern konnte. Das soll jetzt in vielen westdeutschen Großstädten gelingen. Sein Papier trägt einen programmatischen Titel: „Links vs. Grün“. JENS KÖNIG