DAS WETTER: ROSA FEDERN

„Mein Lebm. Schön is. Ende.“ Erschöpft, aber zutiefst befriedigt ließ Nadine Garcher den Lieblingsfüller mit den rosa Federn sinken und ihren Blick stolz über die Zeile schweifen. Insgesamt war die Achtjährige mit ihrer Autobiografie zufrieden; die Geworfenheit ihres Daseins hatte sie jedenfalls gut herausgearbeitet. Die Literaturagenten würden ihr das Werk aus der Hand reißen, denn Biografien von Promikindern liefen wie geschnitten Brot. Jetzt musste Nadine ihre Mutter nur noch zur Prominenz überreden: endlich abnehmen, Tanz- und Gesangsstunden belegen, im Supermarkt kündigen und beim Fernsehen anrufen. Dann würde Mama die Katzenberger aus dem Geschäft drängen und sie selbst endlich bei Suhrkamp landen.