Kampagne für eine Vorzeigemigrantin

BLEIBERECHT Weil eine junge, illegal eingereiste Ghanaerin so vortrefflich in Hamburg integriert ist, liebt sie auch die Springer-Presse und kämpft nun leidenschaftlich gegen ihre Abschiebung

„Die Dame hat es verdient, als leuchtendes Beispiel für Migranten zu gelten.“

Wirtschaftssenator Ian Karan

Das Hamburger Abendblatt hat sein Herz für Migranten entdeckt, zumindest wenn sie gut integriert sind und die Stadt mit ihrer Arbeitskraft ein Stück weiter bringen. Seit Tagen fährt das hanseatische Traditionsblatt eine Kampagne für ein Aufenthaltsrecht der 20-jährigen Ghanaerin Kate Amayo, laut Abendblatt „ein Musterbeispiel für Integration“.

Denn die junge Frau, die seit fünf Jahren in Hamburg lebt, hat ihr Abitur mit 1,8 gemacht, spricht fließend deutsch und hätte längst einen Studienplatz im Fach Chemie sicher – wäre da nicht ihr unsicherer Aufenthaltsstatus. Da Amayo illegal nach Deutschland eingereist ist und als Schülerin und angehende Studentin ihren Lebensunterhalt nicht selbständig bestreiten kann, darf Hamburgs Innenbehörde ihr kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht zusichern. Diese laut Abendblatt „erschreckende Sturheit“ haben Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht inzwischen bestätigt.

„Unsere Hände sind gebunden“, klagt Behördensprecher Norbert Smekal. Einen „dauerhaften Aufenthalt aus humanitären Gründen“ kann der jungen Ghanaerin nur die Härtefallkommission bescheren, die am Donnerstag über den Fall beraten wird. Und da selbst Innensenator Heino Vahldieck (CDU) signalisiert hat, dass er nicht unglücklich wäre, wenn die Kommission ein positives Votum fällt, dürfte eine Abschiebung so gut wie vom Tisch sein.

Selbst Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos), selbst aus Ceylon nach Europa eingewandert, bezog am Dienstag eindeutig Position und ließ es sich nicht nehmen, die Ghanaerin auch gleich als Vorbild zu verkaufen: „Die Dame hat es verdient hierzubleiben und als leuchtendes Beispiel für Migranten zu gelten.“

Die Härtefall-Kommission ist an dem Fall schon seit zwei Wochen dran, weit bevor die Springer-Postille von Kate Amayo Wind bekam und sie zur Hamburger Antwort auf Thilo Sarrazins Thesen hochjubelte. „Da will sich eine Zeitung selbst feiern, sollte die Kommission der Frau ein Bleiberecht zusprechen“, verlautet deshalb aus Bürgerschaftskreisen. Endgültig entscheiden kann die Kommission allerdings nicht: Sie kann die Innenbehörde nur „ersuchen“, den Aufenthalt der Ghanaerin zu sichern. Dort aber würde ein solches Ersuchen offene Türen einrennen. MARCO CARINI