Am Ende gut

Christopher Zeller ist der Mann für die wichtigen Tore im deutschen Hockeyteam

AUS MÖNCHENGLADBACH DANIEL THEWELEIT

Ein bisschen unheimlich wird es Christopher Zeller, wenn er sich ins Bewusstsein ruft, was er da eigentlich macht mit dem Hockeyschläger und dem Ball. Deshalb will er auch lieber gar nichts sagen zu jener magischen Fähigkeit, die er da möglicherweise in sich trägt. Der 21-jährige Stürmer scheint die seltene Gabe zu besitzen, in den ganz besonders wichtigen Momenten genau das Richtige zu tun. „Vielleicht war ich zuletzt oft derjenige, der das gemacht hat“, sagt er abwimmelnd, „ich will das aber nicht beschreien, wenn man darüber redet, ist es am Ende so, dass es irgendwann verloren geht.“

Fünf der ersten 7 deutschen WM-Treffer hat der Münchner erzielt, insgesamt sind es 70 in 95 Länderspielen, darunter der entscheidende Treffer im EM-Finale 2003, ein Tor in der diesjährigen Champions-Trophy 14 Sekunden vor Schluss, das den Finaleinzug sicherte, und das so wichtige 3:2 kurz vor dem Ende im WM-Eröffnungsspiel gegen Indien. Bundestrainer Bernhard Peters hat keine Erklärung für diese untrainierbare Fähigkeit und sagt: „So jemanden zu haben, ist wie ein Geschenk Gottes.“

Wenn Zeller aber so dasteht vor dem Vergnügungszimmer der deutschen Hockeyspieler mit Flipper, Spielkonsole, Sofaecke und Tischfußball im Mannschaftshotel, dann sucht man diese Magie vergeblich. Auskunftsfreudig und redegewandt gibt er sich und sagt, auch er habe Phasen, in denen er nicht trifft. Bislang aber nicht bei den ganz wichtigen Gelegenheiten, und wenn es im heutigen Duell mit Korea (16.15 Uhr, WDR) um den Einzug ins WM-Halbfinale geht, ist wieder so ein Moment.

Dass man ihn für die Wahl des Welthockeyspielers 2005 nominiert hat, weiß Zeller natürlich. „Aber gewonnen hat da ja Teun de Nooijer“, ein Holländer, meint er.

De Nooijer wird ab der kommenden Saison ein Teamkollege Zellers sein, denn der Deutsche wechselt gemeinsam mit seinem Bruder Philipp zum Amsterdamer Vorstadtklub HC Bloemendaal. „Man kann sagen, dass dort im Augenblick die wohl beste Mannschaft in Europa spielt“, erzählt Zeller. „In Holland spielt man auch mal vor 4.000 Zuschauern, und die Spiele laufen im Fernsehen“, sagt er. Auch das hat ihn bestärkt, bei den Eltern auszuziehen und sich auf das Abenteuer einzulassen. Auch wenn das Jurastudium in München dadurch etwas ins Stocken geraten sollte.

Zunächst steht aber der Erfolg bei der laufenden Weltmeisterschaft im Vordergrund. „Eine WM im eigenen Land ist so viel wert wie Olympia“, sagt Zeller. „In Deutschland gab es noch nie eine Kulisse von 14.000 Leuten, und das Privileg zu haben, da auf dem Platz zu stehen, das ist ja unglaublich.“ Dass er auch einmal die Perspektive hatte, jede Woche vor einer noch größeren Kulisse aufzulaufen, sieht er nicht als verpasste Chance. Bis zum Alter von 14 Jahren spielte er Fußball beim TSV Forstenried, „und auch da war ich ziemlich gut“, sagt er. Doch irgendwann kehrte der Stürmer zurück zum Hockey, wo er schon als Kind seine Nachmittage rumgebracht hat. „Dieses Hockeyleben hat mir einfach supergut gefallen. Dieses Familiäre, Lustige, das ist einfach anders als beim Fußball“, erzählt er. Bernhard Peters und die Mitspieler dürfen sich bei Bruder Philipp bedanken, denn der hat Christopher damals mit 14 „bequatscht“, doch wieder zum Hockeyschläger zu greifen.