Grüne an PDS: Ihr werdet nie grün

Von Spott bis Gelassenheit – die Ökopartei fürchtet keinen Angriff der Linken auf ihre Wähler. Sie empfiehlt den Realo-Genossen, lieber gleich zu den Grünen zu wechseln

BERLIN taz ■ Die Grünen reagieren gelassen auf die Kampfansage der Linkspartei.PDS. „Dass Jan Korte seiner ehemaligen Partei nachtrauert, finde ich spannend“, sagte Steffi Lemke, Bundesgeschäftsführerin der Grünen, zur taz. „Kulturell und programmatisch passt das Image, das er sich für die PDS wünscht, aber weder auf die Mitglieder noch auf das Programm seiner Partei.“

Korte, ehemals Mitglied der Ökopartei, heute Bundestagsabgeordneter der Linksfraktion, hatte seine Partei in einem taz-Interview (11. September) aufgefordert, sich nicht nur um die Opfer von Hartz IV zu kümmern, sondern auch um die gebildeten Wähler in den grünen Hochburgen. Nur mit einem inhaltlichen und kulturellen Angriff auf die Grünen sei es der Linkspartei möglich, sich in Westdeutschland dauerhaft zu etablieren. Für dieses Unterfangen hat die grüne Geschäftsführerin nur Spott übrig: „Die wahre Linke, die richtige SPD und die besten Grünen gleichzeitig sein zu wollen – da sind Konfusion und Etikettenschwindel vorprogrammiert.“

Selbst Hans-Christian Ströbele, Galionsfigur des gestutzten linken Flügels der Grünen, sieht das Vorhaben des jungen PDS-Realos skeptisch. Es sei „etwas sehr naiv“ zu glauben, mit einer reinen Willenserklärung könne man aus der PDS eine Partei von überzeugten Ökos und Bürgerrechtlern machen. Es gebe zwischen den Grünen und der Linkspartei zwar einige Übereinstimmungen, räumte Ströbele gegenüber der taz ein. Aber das liege nur daran, dass die Genossen vieles aus dem grünen Programm abgeschrieben hätten. „Sie leben das nicht kulturell.“

Ströbele, der sich vor ein paar Tagen mit Linksfraktionschef Gregor Gysi im medienüberlaufenen „Café Einstein“ in Berlin getroffen hat, sieht diesen kulturellen Konservatismus jedoch nicht als Hindernis für ein rot-rot-grünes Bündnis an. „Das ist egal“, meint er. Am Ende werde über eine Koalition entlang politischer Inhalte entschieden.

Volker Ratzmann, Fraktionschef der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, beurteilt Kortes Vorstoß ähnlich gelassen. „Warum sollte uns etwas beunruhigen, was seit über zehn Jahren praktisch nicht funktioniert hat?“ Die Politik der PDS in der Hauptstadt habe bewiesen, dass die Partei grüne Wählerschichten nicht erreichen könne, weil sie sonst ihren autoritären, staatsgläubigen Charakter verlieren würde. Ratzmann, der bei der Landtagswahl im rot-grünen Szenebezirk Prenzlauer Berg um ein Direktmandat kämpft, macht den PDS-Realos einen Vorschlag: „Wenn ihr den Weg von Korte zurückgelegt habt, könnt ihr bei den Grünen gern einen Aufnahmeantrag stellen.“

Auch im eher linken grünen-Landesverband in Nordrhein-Westfalen: keine Aufregung. Zwar habe ihre Partei bei der Bundestagswahl Stimmen an die Linken verloren, gibt Landeschefin Daniela Schneckenburger zu. Aber das seien erstens nicht so viele gewesen, und zweitens habe man daraus die richtigen Schlussfolgerungen gezogen. „Wir“, so Schneckenburger zur taz, „kämpfen für soziale Gerechtigkeit.“ JENS KÖNIG

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