HAMBURGER SZENE VON FRIDA KAMMERER
: Mit Lärm-Yoga gegen S-Bahn-Krach

Das Megafon ist unnötig, aber Klein will verdeutlichen, wie laut es mit der S-Bahn ist

Fünf vor Zwölf am Samstag: Im Garten der Familie Klein in Wilhelmsburg ist ein ziemlicher Menschenauflauf. 75 Personen zählt die Polizei. Auch wenn es auf privatem Grund ist, haben die Kleins die Aktion lieber angemeldet. Wie viele von den 75 Leuten Journalisten sind, ist unklar. In dem kleinen Garten wird es eng. Einige tragen das gleiche T-Shirt, darauf gedruckt: „Nicht durch unsere Mitte“. Die, die ein T-Shirt tragen, versammeln sich in der Mitte des Gartens, fast alle tragen einen Lärmschutz. Ein Fotograf mit lila Sakko und weiß-lilaner Krawatte springt hektisch herum, positioniert das Blitzlicht, versucht die Wilhelmsburger mit Witzen bei Laune zu halten.

Den Menschen im Garten geht es um Lärmschutzwände. Seit Anfang des Jahres werden diese in Wilhelmsburg-Süd abgebaut, die Bürger wurden vorher nicht informiert. Bis heute haben die Wilhelmsburger keinen Ansprechpartner von der Stadt. Manche Häuser sind nur 15 bis 20 Meter von den Gleisen entfernt. Viele Anwohner haben Angst um ihre Kinder, die ungehindert auf die Gleise laufen können.

Melanie Klein, eine der Initiatoren der Aktion, hat sich vor der kleinen Gruppe aufgestellt und spricht durch ein Megafon zu ihnen. Das Megafon wäre zwar bei einem Abstand von drei Metern zu den Zuhörern unnötig, aber sie will verdeutlichen, wie laut es mit der S-Bahn ist. Außerdem tragen die Zuhörer noch immer den Lärmschutz. Sie spricht von schlaflosen Nächten, von der Unmöglichkeit im Garten zu sitzen und sich zu unterhalten – kurz: Von einer Komplettverschlechterung der Lebensumstände. Dann verlässt Klein die kleine Gruppe und stellt sich nach hinten. Ein Guru, ganz in weiß tritt vor die Gruppe. Zwei Frauen schlagen einen Gong. Die ganze Gruppe ruft laut „om“. Zwei oder drei versuchen auf einem Bein zu stehen, so wie der Guru. Der Fotograf ist begeistert.